30.9.15

EZB-Bombe ist nicht im EUR/CHF-Kurs eingepreist

2.400 Milliarden Euro! Auf diese riesige Gesamtsumme könnte der Ankauf von Staatsanleihen der Europäischen Zentralbank (EZB) hinauslaufen, sagt Standard & Poor's. Der Euro geht angesichts dieser ins Kraut schießenden Spekulationen der renommierten Ratingagentur in Deckung. Dass die EZB Staatsanleihen so hoch wie die Wirtschaftsleistung Frankreichs aufsaugt, hat bisher kaum jemand auf dem Zettel.

"Wir wären nicht überrascht, wenn die Notenbank schon Anfang Dezember bekanntgeben würde, dass sie ihr Programm über 2016 hinaus bis Mitte 2018 verlängern und auf ein Volumen von bis zu 2,4 Billionen Euro ausdehnen wird", heißt es in einem neuen Bericht von Jean-Michel Six, Chefvolkswirt für Europa bei Standard & Poor's.

Bislang ist der in den meisten Euro-Nordstaaten hochumstrittene Ankauf von Staatsanleihen auf 1,1 Billionen Euro ausgelegt. Diese Summe entspricht der halben Wirtschaftsleistung Italiens. Ginge die EZB auf 2,4 Billionen Euro nach oben, würde der Kauf von Staatsanleihen die Wirtschaftsleistung von Frankreich - der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas - erreichen.

Der Euro ist auf ein solche Größenordnung nicht vorbereitet. Er sinkt von 1,0950 Franken auf 1,0890 Franken. Bisher gingen die Märkte von einer halbjährigen Verlängerung des EZB-Wertpapierkaufprogramms auf 1,5 Billionen Euro aus. Weil es deutlich mehr werden dürfte, beginnt ein so genanntes "Re-Pricing". Die Märkte müssen eine zusätzliche Verwässerung des Euros von einer Billion Euro einpreisen.

Mario Draghi fing im Mai 2014 damit an die Notenpresse zu umarmem. Eines zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den Maßnahmenkatalog des Italieners: Er hat mit seinen einzelnen Lockerungen (Zinssenkungen, Anleihekäufe) stets die Erwartungen der Finanzmärkte übertroffen.

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