Am Devisenmarkt sackt der Euro unter die Schwelle bei 1,23 Franken. Nach der überraschenden EZB-Leitzinssenkung schmilzt der Zinsvorteil der Gemeinschaftswährung dahin. Dies zeigt die Entwicklung der Geldmarktzinsen. Der 3-Monats-Euribor sinkt auf ein Viermonatstief. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, weil der Leitzins im Euroraum auf 0,00 Prozent fallen könnte.
Die Lage für den Wechselkurs des Euros zum Schweizer Franken wird wieder prekärer. Das Devisenpaar befindet sich seit Mai in einem mittelfristigen Abwärtstrend. Darüber hinaus wurde die 200-Tage-Linie gerissen. Aus charttechnischer Sicht muss mit einem Rückgang des Euros bis zu der Unterstützung bei 1,2235 Franken gerechnet werden.
Euro-Bullen nehmen mit großer Besorgnis einen Absturz des Euribors zur Kenntnis. Der Geldmarktsatz, dessen Höhe die Zinserwartungen der Marktteilnehmer sowie die Bereitschaft der Banken sich untereinander Geld zu leihen reflektiert, sank nach der EZB-Zinssenkung überaus deutlich von 0,228 Prozent auf 0,217 Prozent. Zuvor hatte sich der Euribor mehrere Wochen in einer engen Range zwischen 0,226 Prozent und 0,23 Prozent bewegt.
Luft nach unten
Notenbankchef Mario Draghi sagte gestern, dass bei den Leitzinsen das untere Ende noch nicht erreicht sei. Demzufolge kann sich EZB auch ein Niveau bei 0,00 Prozent vorstellen. Darüber hinaus gab der Italiener zu, über sogenannte unkonventionelle Maßnahmen nachzudenken.
Staatsanleihen wird die EZB aller Voraussicht nach nicht kaufen, um nicht Gefahr zu laufen, die Euro-Verträge zu verletzten. Ein massiver Ankauf von Immobilienpapieren, wie er von der US-Notenbank Fed betrieben wird, ist auch nicht möglich, weil die Märkte für Hypothekenanleihen im Euroraum vergleichsweise klein und fragmentiert sind. Draghi könnte daher erneut Dreijahres-Kredite an die Banken ausreichen.
Das Problem dabei ist, dass die Kreditinstitute das Geld nicht an die Realwirtschaft weiterleiten, weil viele südeuropäische Unternehmen nach wie vor Probleme mit ihrer Wettbewerbsfähigkeit haben. Die Politiker, vor allem in Italien und Frankreich drücken sich davor, die Schwierigkeiten beiseite zu schaffen. Neue Notkredite der EZB würden die Banken benutzen, um ihre Bilanzen zu reparieren.
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