Die EZB hat den Leitzinssatz auf 0,25 Prozent gesenkt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dieser Meinung sind die Regierungen von Frankreich und Italien. Zu einer völlig anderen Schussfolgerung kommt der Chef des Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn. Er wirft den Krisenländern in puncto Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit Totalversagen vor. Notenbankchef Mario Draghi subventioniere Südeuropa.
Die eine Gruppe von Ökonomen sagt, dass die Schuldenkrise weitgehend ausgestanden sei. Wenn erst einmal die Bankenunion stehe und das Wirtschaftswachstum im Euroraum wieder an die Einprozentmarke herankomme, könne man den Krisenmodus abstellen. Die andere Gruppe behauptet das Gegenteil. Einer ihrer bekanntesten Vertreter ist der deutsche Volkswirt Hans-Werner Sinn, der seine hohe fachliche Expertise durch den Ifo-Geschäftsklimaindex seit Jahren unter Beweis stellt.
"Draghi missbraucht das Euro-System, indem er den Südländern Billig-Kredite gibt, die sie am Kapitalmarkt so nicht bekommen würden", sagte Sinn im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung. "Die Rettung der Krisenländer ist nicht Aufgabe der EZB, sondern des dafür vorgesehenen Rettungsschirmes."
Insolvenzverschleppung
Zankapfel sind die südeuropäische Banken. Sie würden durch die EZB subventioniert, wodurch die Zentralbank ihren Aufgabenbereich überschreite, sagen Kritiker. Die EZB sei ausschließlich dafür da das Finanzsystem mit Liquidität zu versorgen. Indem sie Dreijahres-Kredite ausreiche und die von südeuropäischen Banken bei der EZB zu hinterlegenden Sicherheiten immer laxer gestalte, betreibe Draghi in Wirklichkeit Insolvenzverschleppung.
Mittlerweile seien fünf Jahre verstrichen, ohne dass sich die Wettbewerbsfähigkeit in den Krisen-Staaten nennenswert verbessert habe, stellt Sinn fest. Damit dürfte der Münchner-Ökonom nur teilweise Recht haben. Es gibt auch Lichtblicke, allen voran Irland. Portugal machte ebenfalls substanzielle Fortschritte, Spanien konnte seine Exportüberschüsse steigern. Griechenland wird 2014 voraussichtlich einen Haushaltsüberschuss erwirtschaften (ohne die Zinsbelastung der Altschulden).
Die großen Sorgenkinder heißen Italien und Frankreich. Die zweit- und drittgrößte Volkswirtschaft der Währungsunion belasten Unternehmen und Verbraucher mit einer Steuer- und Abgabenflut, die in Europa ihresgleichen sucht. Hinzu kommen verkrustete Arbeitsmärkte, ineffiziente Verwaltungen sowie sehr hohe Staatsquoten. Daraus resultiert eine eklatante Wachstumsschwäche, die für Italien besonders bedrohlich ist, weil es den drittgrößten Schuldenberg der Welt vor sich her schiebt.
Zum Thema:
Lettas Luftbuchungen: Eurobonds statt Reformen
Die Entwicklung des Schweizerfranken zum Euro 2024. CHF Kurs Prognosen basierend auf der langfristigen Kursentwicklung der letzten 25 Jahre.
Meistgelesen
-
Der Eurokurs Franken 2010 fiel von EUR/CHF 1,48 auf 1,25. Damit hat die europäische Gemeinschaftswährung zum Schweizer Franken um -15,54 Pr...
-
30 Wege, um von der Stärke des Schweizer Frankens zu profitieren. Sag dem Euro Ade und sichere dein Geld und Vermögen. Die Eurozone sieht si...
-
Analyse des Kursverlaufs von EUR/CHF vom 16. Juli bis 13. August 2024 Am 16. Juli erreichte der EUR/CHF-Wechselkurs ein Hoch von 0,9770, was...