20.3.15

Analyse: Weshalb der Euro bei 1,00 CHF fair bewertet ist

Der Euro bleibt schwach, weil der starke Franken der Schweizer Wirtschaft kaum etwas anhaben kann. Aktuell notiert der Eurokurs bei 1,0530 Franken - nach 1,0812 vor vier Wochen. Die von dem Euro-Franken-Kurs eingeschlagene Talfahrt ist wegen einer sich schließenden Wachstumskluft konsequent.

"Zwar wird die Wechselkursaufwertung die Konkurrenzfähigkeit Schweizer Firmen beeinträchtigen, dennoch sollten die aufgehellten Konjunkturperspektiven für Europa und der gefestigte Aufschwung in den USA diese negativen Effekte mildern", analysiert das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO).

Die SECO-Konjunkturexperten erwarten für das laufende Jahr 0,9 Prozent Wachstum. Für 2016 rechnet man mit einem Plus von 1,8 Prozent. "Ein schwerwiegender Abschwung – mit deutlich rückläufiger Wirtschaftstätigkeit und stark steigender Arbeitslosigkeit – ist im aktuellen Umfeld nicht absehbar", erläutert das SECO.

Auf der anderen Seite steht die träge Wirtschaft des Euroraums, die trotz eines sehr weichen Euro - vor allem gegenüber dem US-Dollar - nur in diesem Jahr etwas stärker wachsen dürfte als die Schweiz. Gemäß den neuen Prognosen der Europäische Zentralbank (EZB) wird der Euroraum 2015 ein Wachstum von 1,5 Prozent und 2016 von 1,8 Prozent schaffen.

Wie die USA dürfte die Schweiz früher oder später von der Stärke ihrer Wirtschaft eingeholt werden. Die Chefin der US-Notenbank (Fed), Janet Yellen, sagte diese Woche, dass die Aufwertung des Dollars die Stärke der US-Wirtschaft reflektiere. Das Prinzip könnte als nächstes in der Schweiz zum tragen kommen.

Der aktuelle Wechselkursniveau des Euros zum Franken bei 1,05 basiert noch auf veralteten Wachstumsprognosen. Weil sich am Devisenmarkt allmählich die Erkenntnis durchsetzt, dass die Schweizer Wirtschaft auch mit einem stärkeren Franken komfortabel leben kann, dürfte der EUR/CHF-Wechselkurs weiter fallen.

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