28.1.14

Mindestkurs-Frühableben noch 2014, sagt Ex-UBS Chefökonom

Wegen der unorthodoxen Geldpolitik gerät die Schweizerische Nationalbank (SNB) zunehmend in die Kritik. Ein renommierter Unternehmensberater aus der Eidgenossenschaft prophezeit ein plötzliches Ende des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken. Demnach droht der Untergrenze noch vor ihrem dreijährigen Geburtstag ein finanzverträgliches Frühableben.

Die 108-järhige Schweizer Notenbank steht unter Dauerbeschuss. Das liegt nicht nur an einem Rekordverlust von neun Milliarden Franken (Goldschatzverlust). Sie ist nach wie vor ein Wechselkurs-Manipulator, obgleich man derzeit keine Euro-Stützungskäufe durchführt. Um wieder eine weiße Weste zu haben, müsste Notenbankchef Thomas Jordan die im Zuge der Durchsetzung des Mindestkurses angehäuften Fremdwährungsbestände verkaufen.

Es ist eine Binsenweisheit das Geplänkel und die Statements von Notenbanken nicht auf die Goldwaage zu legen. Oft überlegen es sich die Geldpolitiker anders und sorgen für eine Überraschung. Eines der imposantesten Beispiele dafür war, als die US-Notenbank eine Drosselung der Anleihekäufe entgegen zuvor gemachten Zusicherungen und ohne Angabe handfester Gründe, einfach vertagte.

Daher darf man den Worten des obersten Währungshüters der Schweiz, Thomas Jordan, über die Haltbarkeit des Euro-Mindestkurses nicht trauen. "Die SNB wird dies überraschend, aber mit dem nötigen Fingerspitzengefühl tun", zitiert das Schweizer Magazin "20 Minuten" Klaus Wellershoff, Gründer von Wellershoff & Partner. Wellershoff rechnet noch in diesem Jahr mit einer Abschaffung der Untergrenze.

Der Unternehmensberater und ehemaliger UBS-Chefökonomen wirft Jordan vor mit "Tricks" wie dem Kapitalpuffer den Immobilienmarkt zu steuern. Hintergrund ist eine Überhitzung des Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarktes, die man am besten mit einer Zinserhöhung bekämpften könnte. Wegen dem Mindestkurs kann die SNB jedoch nicht an der Zinsschraube drehen.

Jordan betreibe im Stile der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Politik des Zauderns und des Abwartens, sagen Notenbank-Beobachter. Das Problem für die Schweizerische Nationalbank sei, dass sie mittlerweile umzingelt sei von Feinden.

Wegen sehr starken Regulierung nach der Finanzkrise hätten viele Schweizer Banken mit der Nationalbank noch eine Rechnung offen, erklärt Wellershoff. Ferner sind die Kantone sauer, weil sie wegen des Goldschatzverlustes dieses Jahr keine Gewinnausschüttung bekommen. Spekulanten könnten es sich auch wieder anders überlegen, indem sie auf einen Einbruch des Euro-Franken-Kurs im Falle eines Ende des Mindestkurses spekulieren.

Fazit: Die Schweizerische Nationalbank steht mit dem Rücken an der Wand. Im Ausland wird sie in Finanzkreisen als Wechselkursmanipulator wahrgenommen. Im Inland wirft man ihr Trickserei vor und kritisiert sie wegen des Goldschatzverlustes. Die Unterstützer von Jordans Wechselkurspolitik aus der Exportindustrie verstummen, weil die einst heraufbeschworenen Gefahren eines zu starken Frankens übertrieben waren.

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