19.10.16

EUR/CHF purzelt auf 1,0845: Schweiz verzockt Euro-Jetons

Der Euro hat sich bereits von der Idee verabschiedet über 1,10 Franken zu steigen. Jetzt gibt er auch die Marke von 1,09 Franken preis und fällt mit 1,0845 Franken auf den tiefsten Stand seit drei Wochen. Damit wendet sich der Euro wieder seinem treudoofsten Käufer, der Schweizerischen Nationalbank (SNB), zu. Sie ist gerngeshener Stammgast im EZB-Casino.

Ein robuster Konjunkturaufschwung ist es nicht, was die Eurozone durchlebt. Sonst wäre der Euro gegen den US-Dollar (Fed-Zinserhöhungsfantasien hin oder her) seit Ende September nicht drei Cents auf 1,0960 gefallen. Ferner hätte sich der Euro bei 1,10 Franken, wo er noch Anfang Oktober und Anfang September notierte, gehalten, wäre an der Geschichte mit der Wachstumsstory etwas dran.

Die Europäische Zentralbank (EZB) streicht heraus, dass der Negativzins zu einer höheren Vergabe von Unternehmenskrediten führe. Ferner verweist die Notenbank in ihrer neuen Bank-Lending-Survey (BLS) auf eine steigende Kreditvergabe sowie Lockerungen der Kreditvergabestandards. Die Nachrichten erweisen sich als Rohrkrepierer für den Euro.

Man kann die Dinge richtig machen, man kann sie falsch machen und man kann sie wie EZB-Chef Mario Draghi machen. Das gleiche gilt für SNB-Präsident Thomas Jordan. Er ist Draghis letztes Glaubwürdigkeits-Alibi, da es sonst niemanden mehr gibt, der treudoof Euros kauft. China, das in früheren Zeiten ein großer Euro-Käufer war, hat sich längst verabschiedet. Die Chinesen meiden das EZB-Casino, wo sie am Ende Tages wegen dem Negativzins immer nur verlieren.

Infografik: So stark hat Draghi laut IWF den Euro bereits verwässert

Die Schweiz hat in den letzten 14 Monaten schätzungsweise 100 Milliarden Franken in Euro-Jetons eingetauscht, wie die auf 628 Milliarden Franken angeschwollenen Devisenreserven der SNB zeigen. Sie wettet auf den wirtschaftlichen Wiederaufstieg der Eurozone. Der wird aber wegen ausbleibenden Reformen und hohen Arbeitslosigkeiten von Tag zu Tag utopischer.

Wahrscheinlicher ist, dass die Schweiz im EZB-Casino wie eine Weihnachtsgans ausgenommen wird. Denn die Eurozone muss den Euro immer weicher machen, damit der Währungsraum überhaupt eine Zukunft hat. Es läuft daraus hinaus, dass 1 Euro in ein oder zwei Jahren vielleicht nur noch 1 Dollar und 1 Franken wert ist. Erst jetzt können die Falken aus den Euro-Nordstaaten Draghi entmachten und das Casino zusperren.

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