Euro und EZB misstrauen sich gegenseitig

Mario Draghi lädt Anleger zu einer großen Weihnachtsfeier mit vielen Überraschungen ins EZB-Spielcasino ein. Im Dezember werde man über Verlängerung oder Verringerung des Wertpapierkaufprogramms entscheiden, so der EZB-Präsident. Der Euro nimmt die Drosselungs-Absicht nicht für bare Münze. Draghi stapelt tief, um für einen großen Schlag auszuholen, der Italien vor dem Ramschniveau bewahrt.

Die Option einer Verringerung der Anleihekäufe (Tapering) könnte die EZB ganz bewusst auf dem Tisch liegen lassen, damit die Erwartungen an das Ausmaß der Verlängerung selbiger Käufe in den nächsten Wochen nicht ins Unermessliche steigen. Dies würde auch erklären, warum der Euro mit 1,0836 Franken auf ein 3-Wochentief fällt. Würde die Tapering-Diskussion ernsthaft geführt, müsste der Euro-Franken-Kurs steigen, so wie nach der Bloomberg-Meldung vor zwei Wochen, wonach die Käufe um 10 Milliarden Euro verringert würden.

Vor einem Jahr hatte sich Draghi an der hohen Erwartungshaltungshaltung der Finanzmärkte die Finger verbrannt. Der EZB-Rat hatte ihm die Gefolgschaft verweigert. Draghi gab aber nicht auf und sollte dann im Frühjahr 2016 ein weiteres, massives Lockerungprogramm mit einer Aufstockung der monatlichen Anleihekäufe auf 80 Milliarden Euro unter Miteinbeziehung von Unternehmensanleihen durchsetzen.

Alle Wege führen nach Rom

Auf den Euro dürfte viel Notenbank-Geplauder zukommen. Denn jene, die mit Italiens Staatsanleihen zocken, werden Beruhigungspillen brauchen. Anleihekurse von italienischen Schuldscheinen sind seit zwei Monaten am sinken, was im Gegenzug zu einem Zinsanstieg bei den Zehnjährigen von 1,04% auf 1,41% führte. Das ist deutlich mehr als bei spanischen Papieren, die mit einem Zinsanstieg von zwei Zehnteln davonkommen.

Die italienfreundlichen EZB-Direktoren werden sich als darum bemühen, dem Zinsanstieg durch eine Verdeutlichung ihre Absicht das Wertpapierkaufprogramm zu verlängern, entgegenzuwirken. Das Ganze könnte so ausarten wie bei der Fed, deren Mitglieder in der ersten Jahreshälfte die Öffentlichkeit mit Redebeiträgen und Fernsehinterviews schwindelig schwafelten.

Italiens Haushalt, mit einem prognostizierten Defizit für 2017 von 2,3% der Wirtschaftsleistung, wird bereits belächelt, weil die zugrunde liegende Wachstumsprognose der Renzi-Regierung als zu optimistisch erscheint. Ginge der jüngste Zinsanstieg weiter, wäre Italien im Nu bei 3,5-4% Defizit und bei den Ratingagenturen auf Ramsch-Niveau.

Ausblick:
Die EZB wird im Dezember die Wertpapierkäufe deutlich über März 2017 hinaus verlängern. Um den Falken, wie den Chefs der deutschen- und niederländischen Notenbanken Rechnung zu tragen, könnte man die Verlängerung mit einem vagen Tapering-Ausblick ab dem Jahr 2018 verbinden.

Zum Thema:
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