Der Euro sucht und findet das Haar in der Suppe

Sell on Good News: Der Euro nimmt den Aufschwung in der Eurozone nicht für bare Münze und fällt auf 1,09 Franken zurück. Nachdem es der träge Eurozonen-Dampfer gerade so geschafft den Brexit zu umfahren, tauchen die nächsten Eisberge am Horizont auf: Steigende Energiekosten und ein vollkommen irres Mindestpreis-Regime.

Die Wirtschaftsstimmung hellt sich in Deutschland und der Eurozone kräftig auf, teilt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit. "Die neuesten ZEW-Konjunkturerwartungen sind recht erfreulich und weisen auf eine durchaus robuste Konjunkturentwicklung hin", sagt ZEW-Präsident Achim Wambach.

Dem Euro genügt das nicht. Statt auf 1,10 Franken zu steigen, geht es auf 1,0930 Franken bergab. Der Ölpreis klettert auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Pünktlich zum Beginn der kalten Jahreszeit wird es teurer. Heizöl und Spritpreise steigen schon jetzt, die Gaspreise dürften wie immer mit einer Verzögerung von etwa sechs Monaten nachziehen.

Anders als früher wird die Verteuerung von Öl nicht von einem stärker werdenden Euro gelindert. Der Euro sinkt sogar um 1 Cent auf 1,11 US-Dollar, was den Importpreis für Öl und die Inflation schneller anschieben dürfte, als es viele erwarten. Die bereits durch den EZB-Negativzins verunsicherten Verbraucher könnten auf stur schalten und die Konjunktur abwürgen.

Mindestpreise

Die Zentralbanken sind mit "massiven Interventionen in die Märkte gegangen", sagt Axel Weber, früherer Präsident der Bundesbank und heute Chef des UBS-Verwaltungsrats, zu CNBC. Man könne beinahe schon sagen, dass die Zentralbanken die Gegenparteien in vielen Märkten seien, also der ultimative Käufer, so Weber.

In der Tat ist es so, wenn ein Bürger aus der Eurozone 1.000 Euros in Schweizer Franken eintauscht, dann führt das am Ende der Kette dazu, dass die Schweizerische Nationalbank 1.090 Franken frisch druckt und dem Euro-Bürger auszahlt. Ohne die Anwesenheit der Notenbank bekäme er wahrscheinlich nur 1.050 Franken oder 1.000 Franken.

Auf dem Markt für Staatsanleihen und seit kurzem auch auf dem für Unternehmensanleihen gilt das gleiche Mindestpreis-Prinzip. Begibt ein Unternehmen wie der deutsche Waschmittelhersteller Henkel eine Anleihe, kann es diese dank der EZB zu künstlich hohen Preisen und extrem tiefen Zinsen (im Fall von Henkel sogar Negativzinsen) tun.

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