16.11.15

EUR/CHF in 4 Monaten bei 1,04 oder 1,13? Ein Pro und Contra

Der Euro wird in den kommenden Monaten auf 1,13 Franken nach oben kraxeln. Weil es an der Notenbank-Front auf ein Nullsummenspiel hinausläuft, sind die Kapitalabflüsse aus der Schweiz das Zünglein an der Waage. Das Ergebnis ist eine Abschwächung des Frankens, argumentieren die Befürworter eines Anstiegs der Gemeinschaftswährung. Wechselkurse über 1,10 sind nicht drin, weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr Pulver bereits verschossen hat, meinen die Gegner.

Gemäß einer aktuellen Schweizer Franken Prognose der Commerzbank wird der Eurokurs in den nächsten viereinhalb Monaten von aktuell 1,08 Franken auf 1,04 Franken sinken. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde voraussichtlich ihre Geldpolitik noch expansiver gestalten, während die Schweizerische Nationalbank (SNB) wohl nicht dagegen halten könne. Wie die Credit Suisse, empfiehlt die Commerzbank sich vor tieferen Wechselkursen des Euros gegenüber dem Franken abzusichern.

Vor zwei Monaten war 1 Euro noch 1,1050 Franken wert. Es folgte eine Talfahrt mit angezogener Handbremse. Die Gemeinschaftswährung markierte Tiefs bei 1,0735 und 1,0755 Franken. Damit befindet sich eine wichtige Unterstützungszone bei 1,0730-1,0760. Damit der Euro tatsächlich wie von der Commerzbank prognostiziert auf 1,04 Franken fallen kann, müsste er neben dieser charttechnischen Unterstützung auch eine hartnäckige Unterstützungszone bei 1,0510-1,0550 knacken.

Würde die EZB tatsächlich den Geldhahn weiter aufdrehen, könnte die SNB laut Morgan Stanley darauf wie folgt reagieren: Sie würde die Zinsen senken, um so den Euro-Franken-Kurs vor einem Rückfall zu bewahren. Die Devisenexperten kommen offenbar zu dem Ergebnis, dass die SNB noch die Möglichkeit hat der EZB etwas entgegen zu setzen. Es käme zunächst zu einer Pattsituation. Die SNB würde sich aber schlussendlich in ihrem Streben nach einem schwächeren Franken durchsetzen, weil die Renditen in der Schweiz so niedrig sind, dass es zu frankenschwächenden Kapitalabflüssen ins Ausland kommt.

Fazit:
An Devisenmarkt brodelt die Gerüchteküche. Die Lage ist extrem schwer einzuschätzen, weil die Schweizerische Nationalbank im Verborgenen trotz der Mindestkurs-Aufhebung den Euro-Franken-Kurs immer wieder aufpäppelt. Vor diesem Hintergrund scheint die Prognose der Commerzbank ein wenig zu tief gegriffen. Denn die SNB dürfte es schlichtweg nicht zulassen, dass beide Unterstützungszonen ausgehebelt werden. Die Prognose von Morgan Stanley hat den wunden Punkt, das sie nicht einkalkuliert, dass die EZB wieder einmal stärker die Geldpolitik lockern könnte, als es viele erwarten.

Zum Thema:
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