Der Schweizer Franken wertet gegenüber dem Euro ab. Hintergrund ist die unterschiedliche konjunkturelle Dynamik in der Eurozone und der Schweiz. Hinzu kommen negative Zinsen. Investoren treten die Flucht aus der Alpenrepublik an. Dies spiegelt sich immer stärker im Wechselkurs wider. Der Euro verteuert sich auf 1,0985 Franken. Es ist der höchste Stand seit dem Wegfall der Stützgrenze vor acht Monaten.
Im Euroraum entwickelt sich die Konjunktur besser als erwartet. Das Wachstum lag im zweiten Quartal bei 0,4 Prozent, teilt Eurostat mit. Damit korrigieren die Statistiker eine zuvor gemachte erste Schätzung, die einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 0,3 Prozent sah. Im ersten Quartal hatte es ein Wachstum von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal gegeben.
Die erfolgsverwöhnte Schweiz kann nicht mithalten. Ihre von Exporten stark abhängige Wirtschaftsleistung schrumpfte im ersten Quartal wegen des plötzlichen Wegfalls des Euro-Mindestkurses um 0,2 Prozent. Im zweiten Quartal schaffte man mit 0,2 Prozent ein nur halb so hohes Wachstum wie die Eurozone.
Neben der Wachstumskluft schwächen die negativen Zinsen den Franken. Der Schweizer Leitzinssatz liegt bei -0,75 Prozent. Ein Ende der negativen Zinsen ist wegen der tiefen Teuerung nicht in Sicht. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte sich gezwungen sehen, noch ein halbes Jahrzehnt an ihrer ultralockeren Geldpolitik festzuhalten. Dieser Ausblick belastet den Franken.
Dennoch sollte man den Schweizer Franken nicht abschreiben. Investoren können jederzeit ihre Jagd nach Zinsen, die den Euro derzeit stärkt, einstellen. Plötzlich wären wieder sichere Häfen gefragt. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) birgt Abwärtsgefahren für den Euro-Franken-Kurs. Mario Draghi signalisierte zuletzt eine Ausweitung der Käufe von Staatsanleihen.
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