26.8.15

EZB umarmt Notenpresse: Wie reagiert EUR/CHF?

Aktuell notiert der Eurokurs stabil bei 1,08 Franken. Das vor zwei Wochen erreichte 7-Monatsboch bei 1,0960 ist in Reichweite. Der Euro klammert sich an ausgezeichnete Konjunkturdaten aus Europas größter Volkswirtschaft. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Hintergrund bereits die Weichen für eine noch lockerere Geldpolitik stellt, findet keine Beachtung.

Entgegen allen Prognosen konnte das Ifo-Geschäftsklima im August einen Zahn zulegen. Der Index kletterte von 108,0 Punkte auf 108,3 Zähler. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 107,6 Punkte gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft bleibt ein Fels in der weltwirtschaftlichen Brandung", kommentiert der scheidende Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn.

Deutschlands Wirtschaft profitiert inzwischen massiv von dem außerhalb der Eurozone stattfindenden Exportgeschäft. Hintergrund ist der erhebliche Wertverlust des Euros. Er hat gegenüber dem Dollar seit Mai 2014 von 1,40 auf aktuell 1,13 (-19,29 Prozent) abgewertet. Der gefallene Außenwert macht deutsche Autos, Maschinen und Produkte der chemischen Industrie in Drittstaaten günstiger.

Der schwache Euro ist gewissermaßen die Belohnung für Deutschlands Bereitschaft ein um das andere Rettungspaket für Griechenland zu schnüren. Auch bei den Hilfspaketen für Portugal, Irland, Spanien und Zypern waren die Deutschen stets die, die am meisten geliehen haben. Neben den Rettungsschirm-Hilfsgeldern wird oft übersehen, dass Deutschland ein vergleichsweise großer Anteilseigner des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist, der die Rettungspakete mitfinanziert hat.

EZB-Notenpresse

Das Risiko, dass das Inflationsziel von zwei Prozent verfehlt werde, sei gestiegen, sagt EZB-Chefvolkswirt Peter Praet. Die EZB sei zu weiteren Schrittet bereit. Am Tag zuvor hatte bereits sein Direktoriumskollege Vitor Constancio darauf hingewiesen, dass man noch stärker auf das geldpolitische Gaspedel drücken könnte. Es zeichnet sich ab, dass die Käufe von Staatsanleihen nicht wie ursprünglich angekündigt im September 2016 beendet werden.

Der Euro-Franken-Kurs hat bisher nicht auf Ankündigungen der EZB, die Geldpolitik gegebenenfalls noch lockerer zu gestalten, reagiert. Dies dürfte sich ändern, sollte Mario Draghi in der kommenden Woche auf der turnusmäßigen Notenbanksitzung ähnliche Töne anschlagen. Für den Euro könnte die Luft dann bei 1,08 Franken dünn werden.

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