Der Euro bleibt am Ball, und so nähert sich der EUR/CHF-Wechselkurs 1,10. Wenn es darum geht die ultralockere Geldpolitik zu beenden, ist die Schweiz Tabellenletzter. Hintergrund sind auf breiter Flur fallende Preise. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann dieser gefährlichen Entwicklung nicht ewig zusehen. Aktuell steht der Eurokurs bei 1,0905 Franken. Der Schweizer Franken ist 0,9170 Euro wert.
Die Schweizer Verbraucherpreise lagen im August 2015 um 1,4 Prozent niedriger als im August 2014, teilt das Bundesamt für Statistik mit. Ökonomen sind angesichts des starken Rückgangs besorgt. Unternehmen und Verbraucher könnten Anschaffungen und Investitionen in der Vorahnung sinkender Preis aufschieben. Dies würde die von der plötzlichen Aufhebung des Mindestkurses immer noch geschockte Schweizer Konjunktur aufs Neue abwürgen.
Wegen der negativen Inflation könnte sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) gezwungen sehen ihre Zinsen weiter zu senken. Auch könnte sich SNB-Chef Thomas Jordan einen im Frühjahr gemachten Vorschlag des Internationalen Währungsfonds (IWF) noch einmal genauer ansehen. Der IWF empfahl der Schweiz seinerzeit ausländische Staatsanleihen zu kaufen, um die Geldpolitik expansiver zu gestalten.
Zwar ist auch die Eurozone mit einer jährlichen Inflationsrate von 0,2 Prozent recht weit von einer Straffung der Geldpolitik entfernt. Allerdings ist die Europäische Zentralbank (EZB) ihrer angestrebten Inflationsrate von zwei Prozent wesentlich näher als die Schweizerische Nationalbank, die ebenfalls eine Teuerung von zwei Prozent als optimal erachtet.
Fazit:
Die SNB wird länger als die EZB an der ultralockeren Geldpolitik festhalten müssen. Sollten im Euroraum die Preise im Jahr 2016 beginnen zu steigen, könnte sich die EZB sehr rasch gezwungen sehen ihre Anleihekäufe herunter zu fahren und den Leitzins zu erhöhen. Für die Schweiz sind Zinserhöhungen wegen der negativen Inflation frühestens im Jahr 2017 denkbar.
Der geldpolitische Ausblick macht aus dem Schweizer Franken einen Ladenhüter. Der Eurokurs steigt stetig. Ende Juni 2015 war der Euro lediglich 1,03 Franken wert. Inzwischen sind es 1,09. Ginge es in diesem Tempo weiter, wäre der Euro zu Weihnachten bei 1,18 Franken. Damit rechnet jedoch nicht einmal der optimistischste Prognostiker. Liechtensteins VP Bank sieht den Euro auf 1,15 Franken steigen.
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