Politik will mehr Dirty Floating beim EUR/CHF-Kurs

Ein positives Grundrauschen bleibt dem Euro-Franken-Kurs erhalten. Der Wechselkurs notiert bei 1,0675, während die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) über 500 Milliarden Franken steigen. Die Schweizer liebäugeln mit einem neuen Mindestkurs und berufen sich dabei auf einen renommierten Ökonom, der die Franken-Freigabe als Fehler bezeichnet.

Der Fremdwährungsbestand der SNB kletterte von 498,5 Milliarden Franken im Januar auf 509,3 Milliarden Franken im Februar. Euro-Käufe seien nicht der Grund für den Anstieg. Vielmehr kämen Wechselkursgewinne auf bestehende Devisenreserven zum tragen, sagen Analysten.

Der Schweizerischen Nationalbank wird nachgesagt, dass sie bei Kursen von 1,04 Franken und darunter interveniert. Die Gemeinschaftswährung hielt sich zuletzt aus eigenen Kraft die meiste Zeit zwischen 1,06 und 1,08, so dass ein Eingreifen nicht erforderlich war.

"Ich halte es noch immer für einen falschen Entscheid", sagte Barry Eichengreen, Volkswirtschaftsprofessor an der US-Universität Berkeley, im Gespräch mit dem Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz. "Die Aufhebung war ein Schock für die Schweiz und das System, der unter diesen Umständen nicht nötig war. Die Kontrolle über die Bilanz würde ich sehr tief auf die Prioritätenliste einer modernen Zentralbank setzen."

Eichengreen meint, die SNB hätte den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken beibehalten sollen, auch wenn sie dadurch ihre Devisenreserven, die den Großteil ihrer Bilanzsumme ausmachen, womöglich bis auf eine Billion Franken hätte ausweiten müssen.

Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf und ihr Amtskollege, Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann, denken derzeit laut über die Einführung eines neuen Mindestkurses nach. "Allenfalls könnte auch ein neuer Mindestkurs erwogen werden. Dieser wäre allerdings nur dann durchführbar, wenn die SNB entsprechend glaubwürdig wäre", heißt es in einem Positionspapier des Wirtschaftsministeriums.

Ein neuer Mindestkurs steht derzeit freilich nicht zur Debatte. Allerdings hat es den Anschein, dass die Regierung in Bern den Druck auf die Nationalbank in Zürich erhöhen möchte. Die SNB soll offenbar dazu angehalten werden, im Rahmen ihres Dirty Floating stärker und häufiger zu intervenieren, um die Schadwirkung des starken Frankens auf die Schweizer Wirtschaft zu begrenzen.

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