29.11.13

Wie Mario Draghi hinter den Kulissen am Eurokurs doktert

Ein Whistleblower im ansonsten so verschwiegenen Kreis der Notenbanker hat Mario Draghi entlarvt. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) versucht den Wechselkurs des Euros sehr viel stärker zu steuern, als er bisher zugibt, wie Kommentare seines ungarischen Amtskollegen zeigen.

"Präsident Draghi sagt uns jedes einzelne Mal in Basel, solange der Euro nicht so stark gegenüber dem Dollar ist, bleiben die Club-Med-Staaten auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig, aber sie wären es nicht mehr mit einem Euro-Dollar-Kurs von 1,30", erklärte Ungarns Notenbankchef, Gyorgy Matolcsy, gestern auf einer Finanzkonferenz.

Matolcsy plauderte, wie zuletzt SNB-Berater Baltensperger, aus dem Nähkästchen der Zentralbanker, die sich regelmäßig in Basel bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) treffen. Die BIS ist die Zentralbank der Zentralbanken, die vor künftigen Finanzkrisen rechtzeitig warnen soll.

Für Draghi ist der Wechselkurs des Euros offenkundig eine sehr wichtige Stellgröße. Jedes Mal wenn die Gemeinschaftswährung zu stark wird, greift der Italiener ein. Sein Vorgehen ist subtiler als das der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken zum nationalen Interesse der Schweiz ausgerufen hat.

Die Wirkung ist jedoch in etwa die Gleiche. Man will den Unternehmen Planungssicherheit verschaffen. Im Euroraum können sich die Exporteure mittlerweile sicher sein, dass die EZB es nicht zulassen wird, dass der Eurokurs über 1,40 Dollar steigt. In der Schweiz darf der Franken nicht über 0,83 Euro klettern (unter EUR/CHF 1,20 fallen).

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