14.11.13

EZB stellt plötzlich Wertpapierkäufe in Aussicht

Der zweitwichtigste Notenbanker des Euroraums hält Wertpapierkäufe für möglich. Neben Peter Praet gingen auch die EZB-Direktoren Jörg Asmussen und Benoît Coeuré in den letzten Tagen verbal in die Offensive. Die Europäische Zentralbank passt die Erwartungen der Marktakteure an, nachdem sie am 7. November überraschend den Leitzinssatz senkte.

"Wenn unser (Preisstabilitäts-) Mandat in Gefahr gerät, werden wir alle Maßnahmen ergreifen, die wir für notwendig halten, um das Mandat zu erfüllen", sagte Praet dem Wall Street Journal. "Auch die Bilanz der Zentralbank kann eingesetzt werden. Das schließt auch die Möglichkeit unmittelbarer Käufe ein, die jede Zentralbank hat", fügte der Belgier hinzu.

Am Devisenmarkt sank der Eurokurs unmittelbar nach dem Bekanntwerden von Praets Aussagen in wenigen Minuten von 1,3455 Dollar auf 1,3390 Dollar. Inzwischen hat sich die Gemeinschaftswährung wieder erholt. Sie kostete zuletzt bei 1,3440. Gegenüber dem Schweizer Franken setzt der Euro die Lethargie fort. Das Devisenpaar notiert den vierten Handelstag in Folge wenig verändert bei EUR/CHF 1,2335.

Die EZB geht mit ihrer Kommunikation in die Offensive. Offenbar ist man mit der Interpretation der Ergebnisse der Novembersitzung durch die Marktteilnehmer nicht zufrieden. Es ist kein Zufall, dass sich auch die Direktoren Jörg Asmussen und Benoît Coeuré in den letzten Tagen zu Wort meldeten.

Franken bleibt stark

Unterm Strich sei die Geldpolitik der EZB und damit auch die derzeitige Niedrigzins-Politik "angemessen", rechtfertigte Coeuré die jüngste Zinssenkung in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt". Auch sein Direktoriumskollege Jörg Asmussen versuchte die deutsche Öffentlichkeit zu beschwichtigen, indem er sagte:

"Ich kann mir lebhaft die Diskussion vorstellen, wenn wir eine Inflationsrate von 3,3 Prozent und nicht von 0,7 Prozent hätten". Allerdings meldet sich Asmussen so häufig zu Wort, dass seine Aussagen bei weitem nicht die Stärke haben wie die des EZB-Chefvolkswirten.

In Anbetracht der immer expansiver werdenden Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dürfte sich der Euro am Schweizer Franken erst einmal die Zähne ausbeißen. Der Zinsvorteil der Gemeinschaftswährung geht verloren.

Als der Euro im Januar 2013 rasend schnell von 1,2084 auf 1,2568 Franken kletterte, war dies auf den Umstand zurückzuführen, dass die EZB eine von den Marktteilnehmern erwartete Leitzinssenkungen nicht vornahm. Inzwischen hat sich die Situation um 180-Grad gewendet. Die EZB steht bei Lockerung der Geldpolitik mit dem Fuß auf dem Gaspedal.

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