12.11.13

Aufziehendes Deflationsgespenst macht Europa zu schaffen

Schweizer Franken, Euro und Britisches Pfund tun sich schwer. Die drei wichtigsten Währungen Europas geraten angesichts rückläufiger Inflationsraten unter Verkaufsdruck. Derweil erhebt ein englischer Notenbanker schwere Vorwürfe gegenüber Deutschland. Berlin beute die Welt aus. Hintergrund sind die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse.

Der Eurokurs notiert aktuell bei 1,2320 Franken. Das Devisenpaar bleibt seiner Seitwärtsbewegung treu. Gleichzeitig erhöhen sich die Abwärtsrisiken. Die Europäischen Zentralbank (EZB) stellt bereits die nächste Lockerung der Geldpolitik in Aussicht. EZB-Direktor Jörg Asmussen sagte, dass weitere Leitzinssenkungen möglich seien. Dies hänge von der Entwicklung der Inflation ab.

Das aufziehende Deflationsgespenst hat seinen Ausgangspunkt in der Schweiz, wo die jährliche Teuerung zuletzt von -0,1 Prozent auf -0,3 Prozent zurückging. Im Euroraum sank die Inflationsrate von 1,1 Prozent auf 0,7 Prozent. Mittlerweile wurde auch Großbritannien erreicht. Die dortige Inflation ging auf 2,2 Prozent zurück. Ökonomen hatten mit 2,5 Prozent gerechnet.

Am Währungsmarkt haben der Euro und das Britische Pfund das Nachsehen. Die Gemeinschaftswährung kostet derzeit 1,3390 Dollar nach 1,3833 am 25. Oktober. Das Britische Pfund rauschte in den zurückliegenden drei Wochen von 1,6258 auf 1,5855 Dollar in den Keller.

Ausbeuter Deutschland

Für das ehemalige Mitglied der Bank von England (BoE), Adam Posen, ist Deutschland verantwortlich für viele wirtschaftliche Problemen auf der Welt. Weil die Bundesrepublik mehr exportiere als sie importiere, beute sie die Welt aus, sagte Posen dem Finanzsender CNBC. Die deutsche Wirtschaft verschaffe sich über niedrige Löhne einen Wettbewerbsvorteil.

Posen ist Präsident des Peterson Institute for International Economics, das die Schweiz aufgrund der Mindestkurspolitik als Wechselkursmanipulator brandmarkt. Kritiker werfen Posen vor, er sei ideologisch verblendet, weil er nicht einsehen wolle, dass das angelsächsische Wirtschaftsmodell im Bereich des produzierenden Gewerbes kläglich gescheitert sei.

Die Kritik, dass Deutschland Exportsubventionen über niedrige Löhne betreibe, ist de facto falsch, weil in den großen Exportunternehmen als auch in dem sehr wettbewerbsfähigen Mittelstand sehr hohe Facharbeiterlöhne gezahlt werden. Wenn Deutschland die Löhne im unteren Einkommensbereich anhebt, wie es CDU und SPD planen und Posen fordert, heiße das noch lange nicht, dass die Leistungsbilanzüberschüsse zurückgingen.

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