10.1.13

"SNB ist ein Hasardeur und kreditfinanzierter Hedge Fonds"

"Von einer erzkonservativen Notenbank hat sich die SNB damit zum weltweit größten Hasardeur gewandelt", schreibt das "Wall Street Journal" (WSJ) in einem aktuellen Artikel mit dem Titel "Die hochriskante Wette der Schweizer Notenbank".

"Die SNB agiert sehr stark wie ein kreditfinanzierter Hedgefonds", stellt der frühere Devisenhändler Bruce Krasting fest. "Sie wettet mit dem Geld der Leute. Dabei geht sie sehr hohe Risiken ein."

"Faktisch ist die Schweiz jetzt ein Teil der Eurozone, was sie immer als schädlich bezeichnet haben", zitiert das WSJ den Wirtschaftsprofesseur Charles Wyplosz vom Graduate Institute in Genf.

Irrer Ivan

Es geht um die Steuerung des Wechselkurses des Euros zum Schweizer Franken. Was die Schweizerische Nationalbank (SNB) durch die Anhäufung ausländischer Fremdwährungsbestände seit September 2011 veranstaltet, wird von Insidern auch gerne als eine Aktion "Irrer Ivan" nach dem Film "Roter Oktober" bezeichnet.

Dass eine der renommiertesten Notenbanken der Welt, die seit mehr als 100 Jahren existiert, ihre Bilanz mit derartigen Risiken belädt, ist bemerkenswert. Zwar blähen EZB, Fed, Bank von Japan und Bank von England ihre Bilanzen ebenfalls auf. Sie kaufen jedoch Anleihen (im Falle der EZB Dreijahres-Kredite) in ihrer eigenen Währung.

Willkommen in der Eurozone

Die SNB erwirbt ausländische Anleihen und setzt sich damit neben dem Ausfallrisiko auch noch einem Wechselkursrisiko aus. Wie brandgefährlich die des früheren Hedge Fonds Managers und SNB-Chefs Philipp Hildebrand forcierte Mindestkurs-Politik ist, wird darüber hinaus beim Vergleich von Bilanzsumme zur Wirtschaftsleistung deutlich.

Der Fremdwährungsbestand der SNB zum Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreicht mittlerweile rund 70 Prozent. Damit ist die SNB quasi eine EZB-Satellitenbank. Sie muss sich an die Fersen der Europäische Zentralbank heften. Die US-Notenbank Fed hat ihre Bilanz trotz den Ankaufprogrammen QE1-QE4 auf lediglich rund 20 Prozent des US-BIP ausgedehnt, die EZB auf ca. 32 Prozent.

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