11.1.12

SNB-Machtvakuum: Einladung an Spekulanten Mindestkurs zu knacken

Der Eurokurs wird gegenüber dem Schweizer Franken nach dem Hildebrand-Rücktritt immer weicher. So klebt die Kursentwicklung wie eine Klette an der Marke von EUR/CHF 1,21. Interne Turbulenzen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und eine geringere Interventionsbereitschaft des neuen Notenbankchefs Thomas Jordan könnten sich Spekulanten zu Eigen machen. Der SNB droht ein Wechselkurs-Gau.

Die Untergrenze bei EUR/CHF 1,2000 ist nach Ansicht der SNB unverrückbar. Nicht nur Ex-Präsident Philipp Hildebrand hatte stets betont, dass man notfalls unbegrenzt Franken auf den Devisenmarkt kippen würde, damit der Euro-Mindestkurs halte. Auch sein damaliger Stellvertreter und aussichtsreicher Anwärter auf den SNB-Chefsessel, Thomas Jordan, wiederholte gebetsmühlenartig die bedingungslose Verteidigung der Wechselkursuntergrenze.

Irgendetwas stimmt nicht

Doch warum treibt die Nationalbank derzeit das Spiel auf die Spitze? Mit einem Wechselkursniveau von EUR/CHF 1,2105 ist der Mindestkurs in greifbarer Nähe. Wenn es Großspekulanten gelingen sollte in illiquiden Marktphasen den Eurokurs kurzzeitig unter 1,2000 CHF zu drängen, könnte es zum Super-GAU kommen. Ein Bruch würde viele Stop-Loss Verkaufsaufträge automatisch aktivieren. Dies könnte zu einem sekundenschnellen Absacken auf EUR/CHF 1,1700 und darunter führen, meinen Devisenexperten.

Es stellt sich die Frage, warum die SNB nicht ein wenig mehr Luft zwischen die Untergrenze und den aktuelle Wechselkurs bringt und den Euro versucht über 1,22 CHF zu halten. Ein Grund könnte die anschwellen Notenbankbilanz sein. So erhöhten sich Fremdwährungsreserven der Schweizerischen Nationalbank im Dezember um 22,66 auf 254,24 Milliarden Sfr (+9,78 Prozent).

Wenn es in diesem Tempo weiterginge, dann würde der Gegenwert der Devisenreserven bis zum Jahresende 2012 auf 778 Milliarden Sfr anschwellen. Setzt man dies ins Verhältnis zum Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 340 Milliarden Sfr, so werden die extremen Risiken der Interventionspolitik sichtbar.

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