Erfüllt Merkel Hollandes Wunsch nach einem weichen Euro?

Deutschland müsse einen weicheren Euro zulassen, forderte Frankreich. Ganz oben auf der Wunschliste von Staatspräsident François Hollande steht eine heftige Ankurbelung der Notenpresse. Ob die immer tiefer in die Krise rutschende französische Industrie davon die nötigen Impulse bekommt, ist fraglich. Derweil zieht es den Euro-Wechselkurs nach unten.

Der Euro sinkt auf ein 11-Monatstief bei 1,3242 US-Dollar. Gegenüber dem Schweizer Franken wird die Gemeinschaftswährung aktuell zu Kursen von 1,2105 gehandelt. Die Schweizer Wirtschaft konnte ihre Exporte im Juli trotz vieler geopolitischer Konflikte steigern. Insgesamt wurden Waren im Wert von 19,3 Milliarden Franken ausgeführt, teilte die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) heute mit. Das waren fünf Prozent mehr als im Juli 2012.

Die Exporterfolge der Alpennation führen Beobachter auf den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken zurück. Er gibt Unternehmen die notwendige Planungssicherheit. Etwas ähnliches würde sich wahrscheinlich auch die französische Wirtschaft wünschen. Sie befindet sich auf dem absteigenden Ast. Die Aktivität in der Industrie geht immer weiter zurück.

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So sank der französische Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie überraschend stark von 47,8 Punkten im Juli auf 46,5 Zähler im August, wie das Marktforschungsinstitut Markit heute mitteilte. Hollandes Reformversuche haben bislang nicht gefruchtet. Dies räumte der Staatschef nun in einem Interview, das er den Deutschland-Korrespondenten der Zeitung "Le Monde" gab, ein.

"Was die EZB betrifft, sie muss alle Maßnahmen ergreifen, um Liquidität in die Wirtschaft zu injizieren. Ich weiß, dass sie darüber nachdenkt", sagte Hollande. Damit dürfte der Sozialist den Ankauf von Staatsanleihen meinen. Über die Notenpresse finanzierte Käufe von Schuldtiteln würde den Außenwert des Euros noch stärker verwässern.

Nicht nur Angela Merkel und die Deutsche Bundesbank lehnen ein solches Programm ab. Auch Mario Draghi wolle sich auf die "Staatsfinanzierung über die Notenpresse" nicht einlassen, heißt es hinter hervor gehaltener Hand. Allerdings hat sich der Italiener eine Hintertür offen gelassen. Falls die Inflationsrate im Euroraum ins negative Terrain rutsche, dann vielleicht schon. Die jährliche Teuerung lag zuletzt bei 0,4 Prozent.

Neben der französischen Wirtschaft gilt Italien als kranker Mann Europas. In beiden Ländern zahlen Unternehmen die höchste Steuern und Abgaben in Europa. Ein weicherer Euro würde die Exporte in Drittländer zwar erhöhen. Ob damit die strukturellen Problem der zweit- und drittgrößten Volkswirtschaft des Euroraums verschwänden, ist allerdings höchst fraglich.

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