26.2.14

Die Fabel der Fluchtwährung ist ein Hirngespinst der Franken-Bären

Es ist mittlerweile knapp zwei Jahre her, da hat EZB-Präsident Mario Draghi den Euro aufs erste gerettet. Seitdem warten Franken-Bären, unter ihnen die Schweizerische Nationalbank, auf eine Abwertung der eidgenössischen Landeswährung. Eine vermeintliche Fluchtwährung brauche es nicht mehr. Die tatsächliche Entwicklung des Euro-Franken-Kurses deutet jedoch darauf hin, dass die Verfechter der Mindestkurspolitik einem großen Märchen aufgesessen sind.

Draghi sagte im Juli 2012 bei einer Konferenz in London, dass die EZB alles tun werde ("whatever it takes"), um den Euro zu retten. Wenig später legte er nach, in dem er unbegrenzte Käufe von Staatsanleihen über die Notenpresse in Aussicht stellte. Die Worte des Italieners gelten als Meilenstein für die Beruhigung der Schuldenkrise und waren eine Voraussetzung der Rekordjagd an den europäischen Aktienmärkten.

(Weiterlesen: Gier der Franken-Bären soll Euro bis April auf 1,26 CHF hieven)

Für die Nachfrage des als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Frankens war Draghis Beruhigungspille von wenig Bedeutung. Der Kurs des Euros kletterte zwischen Ende Juli 2012 und Ende Februar 2014 lediglich von 1,2010 Franken auf 1,2185 Franken (+1,46 Prozent). Die äußerst mager ausgefallene Aufwertung der Gemeinschaftswährung ist ein Indiz dafür, dass das Geld aus der Schweiz, anders als zwischen 1999-2007, nicht in die Eurozone will.

Bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ignoriert man, dass der Euro nicht mehr das ist, was er vor der Finanzkrise- und Staatsschuldenkrise einmal war. Stattdessen hält man an der Fabel einer überbewerteten Fluchtwährung fest. Die SNB gehe davon aus, dass mit einem Nachlassen der Krise der auf dem Franken liegende Sichere-Hafen-Aufwertungsdruck nachlasse. Man könnte meinen, die SNB hätte diese Aussage wenige Wochen nach Draghis "whatever it takes"-Rede getätigt.

Doch den letztendlich nachlassenden Aufwertungsdruck stellte der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank, Fritz Zurbrügg, gegenüber der Schweizer Zeitung "Le Temps" vergangenen Freitag in Aussicht. Es bleibt das große Geheimnis der SNB, wo das risikosuchende Kapital, das imstande ist den Franken abzuwerten, nach fünf Jahren Hausse der Aktienmärkte herkommen soll.

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