29.1.14

Weidmann legt Finger in die Wunde der Schwellenländer

Die Deutsche Bundesbank ist bekannt dafür, Dinge offen anzusprechen. Ihr Präsident, der ehemalige Merkel-Berater Jens Weidmann, fordert die von den Finanzmärkten unter Beschuss genommenen Schwellenländer zu Reformen auf. Von den Spannungen profitiert der Schweizer Franken. Auch eine drastische Zinserhöhung der Türkei ändert daran vorerst nichts.

Am Devisenmarkt will der Euro derzeit partout nicht über die Schwelle bei 1,23 Franken steigen. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,2270. Der Wechselkurs Euro-Dollar hadert mit der Marke bei 1,37. Marktteilnehmer schauen neben den Währungskrisen in der Türkei und Argentinien mit Argusaugen auf die Sitzung der US-Notenbank Fed.

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Es sei eine Tatsache, dass die Finanzmärkte jetzt kritischer auf Länder mit schwachen Fundamentaldaten und erhöhten politischen Risiken blickten, sagte Weidmann im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Die Länder sollten dies als Weckruf verstehen, um ihre Probleme anzugehen.

Der oberste deutsche Währungshüter sieht offenbar die Gefahr, dass sich in Ländern wie der Türkei, Brasilien und Indien etwas ähnliches abspielt, wie einst in den Euro-Südstaaten. Weil Deutschland extrem exportabhängig ist, wäre man bei einer Krise stark betroffen.

Die Schwellenländer haben Schwierigkeiten, weil sie durch die ultralockeren Geldpolitik der Fed und anderer großer Notenbank in den letzten Jahren mit Portfolioinvestitionen quasi vollgestopft wurden. Die Schweiz hat wegen der Mindestkurspolitik auch einen kleinen Anteil daran. Mit den angehäuften Devisenreserven geht die Schweizerische Nationalbank (SNB) international auf Einkaufstour.

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Die massive Kapitalzuflüsse haben die Anreize der Regierungen in sämtlichen Schwellenländern gesenkt, Reformen durchzuführen, die auf mehr Wettbewerbsfähigkeit abzielen. Nun dreht die Fed den Geldhahn allmählich zu. Dadurch steigen die US-Zinsen. Institutionelle Investoren bringen Geld aus den Schwellenländern in die USA zurück.

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