6.6.16

Hat sich der Anstieg des Euros bei 1,11 Franken erschöpft?

Der Anstieg des Euros auf 1,1105 Franken vom letzen Freitag stellt sich als Eintagsfliege heraus. Aktuell notiert der Eurokurs bei 1,1030 Franken - Tendenz fallend. Bankenprobleme lassen bei vielen Anlegern die Alarmsignale blinken. Die Briten wollen sich nun doch von der EU lossagen, was den Schweizer Franken zur sicheren Ankerwährung Europas macht.

Anteilsscheine der italienischen Bank Unicredit sinken auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Auch die Bremer Landesbank hat faule Kredite - in dem Fall Schiffskredite - in ihren Büchern und gerät in Schieflage. Wie so viele andere Geldhäuser aus der Eurozone brauchen beide Banken frisches Kapital, aber keiner will es ihnen so recht geben. Die Politik würde gerne, sie darf aber nicht.

Die regelmäßigen Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor gehen in der Regel zu Lasten des Euros, zumal die Schweiz solche Probleme nicht kennt. "Es war ein schwerer Fehler, die Banken in der Eurozone nicht so schnell wie in den Vereinigten Staaten und in der Schweiz mithilfe des Staates zu rekapitalisieren", sagte der frühere Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, unlängst der "Frankfurter Allgemeinen".

Gegenwind für den Euro kommt auch aus Großbritannien. Gemäß drei neuen Umfragen liegen die Befürworter eines EU-Austritts inzwischen vorn. Käme es dann am 23. Juni zum Brexit, würde dem Schweizer Franken unter Europas Währungen eine Schlüsselrolle zukommen. Der Gefahr einer plötzlichen Aufwertung des Franken ist sich auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) bewusst.

Die Unsicherheit in Zusammenhang mit der Brexit-Abstimmung sei in der Politik und an den Finanzmärkten groß, so SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg im Gespräch mit der "Basler Zeitung". "Wenn sich deshalb das internationale Währungsgefüge bewegt, dann kann das auch den Franken beeinflussen", sagte der SNB-Vize und bekräftigte zugleich die Bereitschaft der Notenbank am Devisenmarkt zu intervenieren.

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