30.3.16

Frankenstärke: Euro kann Gunst der Stunde nicht nutzen

Standard & Poor's senkt die Wachstumsprognose für Euroland von 1,8% auf 1,5%. Die Ratingagentur warnt vor einem starken Euro und dem auf Konsum basierenden Wachstumsmodell. In der Schweiz wird sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden Jahr nach Einschätzung der Schweizer Regierung um 1,4% erhöhen. Der Euro-Franken-Kurs notiert hin und hergerissen bei 1,09

"Den Euro, auf den wir heute schauen, ist teuer, stark, wahrscheinlich zu stark", sagt Jean-Michel Six, Europa Chefvolkswirt bei Standard & Poor's im Gespräch mit dem Finanzsender CNBC. Darunter leide die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte. Etwa drei Viertel des Wachstums der Eurozone seit 2014 kam vom Konsum. Diese Abhängigkeit berge Risiken, erklärt der Bonitätswächter.

Die Befürworter eines stärkeren Euros und eines schwächeren Schweizer Franken schauen in die Röhre. Der Euro ignoriert die Bemerkungen von Standard & Poor's. Er wird sogar sogar stärker. Devisenhändler wollen aber nicht dem Franken, sondern dem US-Dollar an den Kragen. Der Euro-Dollar-Kurs klettert mit 1,1365 auf den höchsten Stand seit anderthalb Monaten, während der Euro-Franken-Kurs bei 1,09 kleben bleibt.

Den Wachstumsvorsprung, den Euroland noch im letzen Jahr gegenüber der Schweiz hatte, ihn gibt es nicht mehr. Das KOF-Konjunkturbarometer für die Schweiz konnte sich im März über dem langjährigen Durchschnitt halten. Dies "deute auf eine weiterhin positive Entwicklung der Schweizer Konjunktur in den nächsten Monaten hin", meldet die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich.

Unterdessen hat die Chefin der US-Notenbank (Fed), Janet Yellen, die Risikofreude an den Börsen angeheizt. Yellen erteilte baldigen Leitzinserhöhungen eine Absage, woraufhin es zu einem deutlichen Anstieg der Aktienkurse kam. In einem Marktumfeld, in dem die hohe Risikoneigung von Anlehren dominiert, tut sich der Franken oft schwer. Ein Rückfall des Euro-Franken-Kurses unter 1,09 kommt somit vorerst nicht in Betracht.

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