28.10.15

Fällt der Euro-Franken-Kurs in ein schwarzes Loch?

Investoren klammern den Schweizer Franken auf ihrer Suche nach sicheren Häfen aus. Während sich Gold und Silber stetig verteuern, schwächt sich der Franken ab. Das liege vor allem an der Geldpolitik der Schweizer Notenbank, die auf der Lockerungs-Skala alle anderen Notenbanken in den Schatten stelle, sagt ein bekannter Ökonomen. Er warnt davor, die Abschwächung des Schweizer Frankens als etwas Permanentes anzusehen.

Der Euro bekommt derzeit Rückenwind von der Nummer zwei und der Nummer drei der Eurozone. Die französische Industriekonjunktur konnte ihre Wachstum im Oktober stärker erhöhen als erwartet. Das Geschäftsklima in Italien ist so gut wie seit acht Jahren nicht mehr. Das Verbrauchervertrauen klettert gar auf den höchsten Stand seit Februar 2002.

"Seien Sie sich nicht zu sicher, dass die Phase des schwachen Frankens auf den Devisenmärkten anhält", schreibt der Ökonom Dr. Martin Hüfner in einem aktuellen Gastkommentar für e-fundresearch.com. Die Abwertung des Schweizer Frankens in den letzten Monaten sei für viele überraschend gekommen. Es sei Vorsicht geboten.

Der Eurokurs kletterte von Ende Juni bis Anfang September 2015 von 1,03 Franken auf 1,1050 Franken (+7,28%). Es folgte eine mehrwöchige Seitwärtsbewegung, in denen der Wechselkurs die meiste Zeit zwischen 1,0850 und 1,0950 hin und her pendelt. Zuletzt hat sich der Euro dann immer wieder abgeschwächt. Die Gemeinschaftswährung fiel am 23. Oktober 2015 mit 1,0755 Franken auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten.

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Derweil steigt der Goldpreis auf 1.180 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm). Es fehlen nur noch 12 Dollar zu dem Mitte Oktober bei 1.192 Dollar erreichten 4-Monatshoch. Silber, das von Investoren mit kleinem Geldbeutel oft als sichere Hafen genutzt wird, klettert mit 16,30 Dollar je Feinunze auf den höchsten Stand seit Juni 2015.

"Die Bilanzsumme der Schweizer Notenbank hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verfünffacht. Das ist um Meilen mehr als beispielsweise in der europäischen Währungsunion", erläutert Hüfner.

Die Schweiz könnte demnach noch einen Puffer haben, um neue Lockerungen der Europäischen Zentralbank (EZB) abzufedern. Dieses Argument wollen Skeptiker der Franken-Abschwächung nicht gelten lassen. Entscheidend sei, was zukünftig passiere. Die Aktionen der Notenbanken in der Vergangenheit seien längst eingepreist.

Sollte die EZB weiter lockern, müsste die Schweizerische Nationalbank (SNB) entweder die Zinsen senken, noch mehr Euros ankaufen oder mit einer Kombination aus beidem gegenhalten.

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