Das Konjunkturklima im Euroraum wird rauer. Der Euro sinkt von 1,1050 Franken auf 1,0988 Franken. Zwar sieht ein waghalsiges Wendemanöver anders aus. Allerdings verdichten sich die Anzeichen, dass die Luft erst einmal raus ist. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte nun eine Rolle rückwärts des Euros auf 1,05 Franken herbeiführen. Haben die Schweizer Notenbanker mit ihrer den Franken schwächende Wortakrobatik überzogen?
Von Monat zu Monat skeptischer bewerten Analysten die Konjunkturerwartungen. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für den Euroraum fiel im September mit 33,3 Punkten auf den tiefsten Stand seit neun Monaten. Die Erwartungen für Deutschland sind so bescheiden wie zuletzt im November 2014. "Die Konjunkturabschwächung in den Schwellenländern dämpft den Ausblick für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft", kommentiert ZEW-Präsident Clemens Fuest.
Ein etwaiger Plan des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, den Euro-Franken-Kurs mit bloßen Worten nach oben zu hieven, hat über den Sommer ganz gut funktioniert. Der oberste Währungshüter sagte wiederholt, man könne die Zinsen noch weiter senken. Darüber hinaus stehe seine Nationalbank jederzeit bereit Euro-Stützungskäufe zu tätigen.
Solche Lippenbekenntnisse zusammen mit der wirtschaftlichen Erholung im Euroraum reichten aus, um den Euro von 1,0312 Franken auf 1,1050 Franken anzuheben. Für die kommenden Monate wird der Euro-Franken-Kurs aber eine neue Anstiegs-Story benötigen. Das Wachstum im Euroraum kühlt sich derzeit ab, was die Europäische Zentralbank (EZB) auf den Plan gerufen hat. Sie denkt seit ihrer letzten Sitzung laut über eine Ausweitung der Käufe von Staatsanleihen nach.
Aus charttechnischer Sicht hat eine seit knapp drei Monaten währende Aufwärtsbewegung beim Euro-Franken-Kurs das Kommando. Der Trend hat seinen Ursprung am 29. Juni 2015 bei 1,0312 Franken. Das Hoch des Trendverlaufs wurde am 11. September 2015 durch einen EUR/CHF-Wechselkurs von 1,1050 erreicht.
Technische Analysten adjustieren ihre Euro-Franken-Prognosen, sobald die Gemeinschaftswährung diese Hoch überbietet. Anschließend könnte es relativ zügig (in wenigen Wochen) Richtung 1,15 gehen, weil sich zwischen 1,11 und 1,15 kein bedeutsames Widerstandsniveau befindet. Gefährlich wird es für den Euro bei einem Absinken unter eine bei 1,0725 Franken liegenden Unterstützung. Damit wäre der Weg frei für einen Rückgang auf 1,05.
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