7.4.15

Abnormale Zinsen lassen Franken von der Parität träumen

Der Euro-Franken-Kurs lässt sich von dem Konjunkturaufschwung im Euroraum nicht länger mitziehen. Als die Wachstumsampel im Februar auf grün umsprang, kletterte die Devisennotierung auf EUR/CHF 1,0812. Aktuell kann sich der Euro mit Ach und Krach über 1,04 halten, und das obwohl die Eurozone so stark wächst wie lange nicht mehr. Hintergrund ist ein abnormales Zinsgefüge.

Derzeit ist 1 Euro 1,0425 Franken wert. Charttechniker schielen auf das kurz vor Ostern markierte Zweimonatstief bei 1,0390. Sollte diese Unterstützung reißen, wäre Platz für einen Rückgang auf 1,02. In Anbetracht eines ins negative Terrain rutschenden 2-Monats-Euribors wäre ein weiteres Absinken des Euro-Franken-Kurses aus fundamentaler Sicht gerechtfertigt.

Der 2-Monats-Euribor sank erstmals ins Minus. Zum Fixing lag der Geldmarktsatz bei -0,002 Prozent. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der 3-Monats-Euribor, an den Banken gerne Kredite mit variabler Verzinsung koppeln, ins Minus rutscht. Aktuell liegt der 3-Monats-Euribor bei 0,016 Prozent.

Die von der Zinsschiene ausgehende Euro-Abwertung kann durch die gute Stimmung in der Industrie und im Dienstleistungssektor nicht ausgeglichen werden. Der Einkaufsmanagerindex für den Euroraum kletterte im März um 0,7 auf 54,0 Punkte, wie das Markit-Institut heute zu seiner Umfrage unter 5000 Unternehmen mitteilte.

Sicher sei, dass die Euro-Zone derzeit den stärksten Wachstumsschub seit dem Jahr 2011 verzeichne, erläutert Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Noch ist ungewiss, ob die Wirtschaft der Euro-Zone eine ausreichende Dynamik entwickelt hat, um eine kräftige und nachhaltige Erholung zu sichern", so Williamson.

Fehlende Anzeichen eines strukturellen Aufschwungs im Euroraum bestärken jene Prognostiker, die in den kommenden drei Monaten mit einem Rückgang des Euros auf 1,00 Franken rechnen. Hinzu kommen negative Zinsen. Denn mit jedem Wertpapierkauf der Europäischen Zentralbank (EZB) wird das Zinsgefüge abnormaler.
Abnormale Zinsen lassen Franken von der Parität träumen
4/ 5
Oleh