7.1.15

Über dem Schweizer-Mindestkurs kreisen Hedgefonds-Geier

Der Euro lässt sich von seinem Lieblingsspot bei 1,2000-1,2010 Franken nicht weglocken. An den Finanzmärkten setzt sich die Erkenntnis durch, dass es ohne die Schweizer Notenpresse nicht mehr geht. Die Schweiz kann ihren ursprünglichen Plan, sich klammheimlich von dem Mindestkurs davon zu stehlen, in die Tonne treten. Hedgefonds winken Milliardengewinne auf Kosten des Schweizer Steuerzahlers.

Nachdem die Fed ihr massives Anleihekaufprogramm (QE3) im Oktober 2014 beendete, müssen andere Notenbanken einspringen. Ohne die ständige Zufuhr von frischem Zentralbankgeld scheint es nach der Finanzkrise 2008 nicht mehr zu gehen. Zuletzt weitete die Bank von Japan ihre Anleihekäufe aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird aller Voraussicht nach am 22. Januar 2015 den Erwerb von Staatsanleihen beschließen.

Ein besonders leichtes Opfer für die sieben Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise immer noch nach Zentralbankgeld lechzenden Märkte ist die Schweiz. Der Euro muss einfach nur 1,2000 Franken abverkauft werden, und schon schmeißt die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Notenpresse an. Es braucht noch nicht einmal einen Beschluss der Notenbanker wie in Japan und dem Euroraum.

Die kleine Schweiz hat für ihre Verhältnisse in den letzten Jahren eine gewaltige Menge an Zentralbankgeld in die Märkte gepumpt. Der Fremdwährungsbestand kletterte von 182 Milliarden Franken im August 2011 auf 495 Milliarden im Dezember 2014. Im Schnitt pumpte die Schweiz jeden Monat 7,8 Milliarden Franken. Das ist etwa ein Zehntel von dem, was die US-Notenbank Fed pumpte, allerdings ist die Schweizer Volkswirtschaft nur 1/35 so groß wie die der USA.

Von den 495 Milliarden Franken hat die SNB 76 Milliarden Franken (16 Prozent) in Aktien investiert. Den Großteil hat sie in Staatsanleihen hoher Bonität aus den USA und den Euroraum angelegt.

Milchmädchenrechnung

Trotz des riesigen Aufwands, den die Schweizer Notenbank betrieben hat, stellte sich bisher kein Verwässerungseffekt beim Schweizer Franken ein, der dem Euro die Möglichkeit gäbe, auf 1,25 oder 1,30 Franken zu steigen. Anschließend hätte man sich klammheimlich von dem Mindestkurs davon schleichen können. Etwas ähnliches war der Schweiz schon einmal bei einer Anbindung an die Deutsche Mark gelungen.

Diesmal droht das Mindestkurs-Doping zu scheitern. Gewiefte Hedgefonds Manager dürften schon auf der Lauer liegen. Für eine Mindestkurs-Attacke scheint es noch zu früh, jedoch schreien die 79 Milliarden Franken an Aktienbeständen nach einer Wertberichtigung. Wer Aktien leerverkauft, also auf fallende Kurse spekuliert, könnte große Gewinne machen, wie einst jene Handvoll Hedgefonds-Manger, die auf ein Platzen der US-Immobilienblase spekulierte.

Gespeist würden die Shortseller-Gewinne durch Verluste der SNB. Sollte die globalen Aktienindizes in einen Bärenmarkt abtauchen, also 20 Prozent verlieren, hätte die Nationalbank bzw. der Schweizer Steuerzahler ca. 16 Milliarden Franken an Hedgefonds verloren.

Bei der Nationalbank dürfte man dieser Rechnung nicht zustimmen, weil es bei einem Aktienverlust in der Regel zu Gewinnen auf die Anleihebestände kommt. Hierbei könnte es sich aber um eine Milchmädchenrechnung handeln. Die Anleihekurse stiegen zuletzt auf Rekordhochs. Im Gegenzug sank der durchschnittliche Zins von zehnjährigen Staatsanleihen aus den USA, Deutschland und Japan unter 1 Prozent. Das ist noch einmal 1 Prozent niedriger als nach dem Ausbruch der Finanzkrise. Kursgewinne aus Anleihen zur Abfederung von Aktienverlusten sind daher extrem limitiert.
Über dem Schweizer-Mindestkurs kreisen Hedgefonds-Geier
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Oleh