22.10.14

EUR/CHF steigt auf 1,25 wenn Deutschland mehr Wachstum zulässt

"50 Milliarden Euro Einsparungen bei uns, und 50 Milliarden Euro zusätzliche Investitionen bei Ihnen – das wäre ein gutes Gleichgewicht", fordert der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dem Euro-Franken-Kurs würde ein wenig mehr Wachstum im Euroraum gut zu Gesicht stehen, auch wenn es mit neuen Schulden finanziert würde.

Es sei töricht von Deutschland, seine extrem niedrigen Zinsen nicht zu nutzen, um Investitionen in die Zukunft zu tätigen, sagen neben ausländischen Volkswirten immer mehr deutsche Experten. Infrastrukturmaßnahmen, eine flächendeckende Einrichtung von Kindertagesstätten und die Energiewende könnte man durch die Ausgabe von zehnjährigen Staatsanleihen, auf die der Finanzminister lediglich 0,87 Prozent Zinsen zahlt, problemlos finanzieren.

Die oben aufgeführten Investitionen werfen für das Land langfristige Renditen in Form von mehr Steuereinnahmen und einem höheren Wachstum von mindestens 4 Prozent ab, wie alle Beispiel aus der Vergangenheit zeigen. Die deutsche Bundesregierung will davon aber nichts wissen. Sie hält daran fest 2015 zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren einen ausgeglichen Haushalt ohne neue Schulden vorzulegen.

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Die von einem stärkerem deutschen Wachstum ausgehende Sogwirkung wäre für den EUR/CHF-Kurs ein Befreiungsschlag. Die bei 0,3 Prozent vor sich hin dümpelnde Inflationsrate im Euroraum würde allmählich wieder steigen. Damit könnte sich Deutschland dem leidigen Thema Staatsanleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) entledigen. Die EZB würde auf einen neutralen geldpolitischen Kurs einschwenken, was den Euro auf 1,25 Franken tragen könnte.

Frankreich, Spanien und Italien, die es mit strukturellen Reformen derzeit sehr ruhig angehen lassen, weil sie davon ausgehen, dass die EZB demnächst ihre Staatsanleihen kaufen wird, müssten sich ändern, um von Deutschland nicht wirtschaftlich vollkommen in den Schatten gestellt zu werden.

Vor allem für die Franzosen wäre es wahrscheinlich unerträglich die deutsche Wirtschaft um zwei Prozent wachsen zu sehen, während ihre eigene, aufgrund von verkrusteten Arbeitsmarktstrukturen, zu viel Bürokratie und einer der höchsten Steuern- und Abgabenlasten auch in guten Zeiten nicht über ein Wachstum von 1 Prozent hinauskommt.

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