10.4.13

Was die Schweizer Teuerung von -0,6% für den Euro CHF bedeutet

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen Euro-Falken die Entwicklung der Schweizer Teuerung. Auf der einen Seite wird der Mindestkurs bei 1,20 Franken glaubwürdiger, weil ein Ablassen von ihm eine noch tiefere Deflation bedeuten würde. Auf der anderen Seite sinkt der faire Wert des Euros, also jenen der realwirtschaftlich gerechtfertigt wäre.

Am Devisenmarkt hadert der Eurokurs aktuell mit der Marke von 1,22 Schweizer Franken. Die Gemeinschaftswährung ist seit Mitte März in einer Seitwärtsbewegung gefangen, deren unteres Ende bei 1,2130 CHF liegt.

Das Problem für den Euro CHF sind weiterhin die tiefen deutschen Zinsen. Zehnjahrespapiere der Bundesrepublik rentieren derzeit bei 1,29 Prozent. Die Risikobereitschaft ist nicht das, was sie im Januar war, als der Eurokurs auf 1,2568 CHF kletterte.

Die Teuerung in der Schweiz sank im März auf -0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Februar waren die Abwärtsrisiken für die Preisstabilität mit -0,3 Prozent nur halb so stark ausgeprägt. Weil die Schweiz in einer Deflation steckt, dürfte sie keine Probleme haben für die Mindestkurs-Politik auf internationaler Ebene Akzeptanz zu finden. Anders sähe es aus, wenn die Teuerung bei +1,0 Prozent liegen würde, wie im Juni 2010.

Kurzfristig gibt es keinen Grund an dem Mindestkurs zu zweifeln. Die Deflationskralle erlaubt es der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Notenpresse anzuschmeißen. Mit den frisch gedruckten Franken kann sie notfalls so viele Euros kaufen wie es nötig ist, um den Mindestkurs bei 1,20 zu verteidigen.

Auf lange Sicht bedeutet das Auseinanderklaffen der Schweizer Teuerung (-0,6 Prozent) und der Inflation im Euroraum, die im März bei +1,7 Prozent lag, ein Absinken des fairen Wertes des Euros. Devisenspezialisten sprechen von der so genannten Kaufkraftparität, die je nach Modell und Bank derzeit bei Eurokursen von 1,25 bis 1,35 CHF liegt und ständig sinkt (…wie eine Sanduhr).

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