6.7.11

Kapitalflucht und Krise: Eurokurs heute mit Sturzflug auf 1,1965 CHF

Die Kapitalflucht aus den Euro-Peripherieländern setzt sich fort und bringt den Eurokurs heute unter massiven Verkaufsdruck. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) den offiziellen Referenzkurs einen Tag vor ihrer geldpolitischen Sitzung auf EUR/CHF 1,2059 fixierte, geht es weiter runter. Der Wechselkurs erreicht ein Wochentief bei 1,1965 CHF. Der Euro besitzt einen Gegenwert von 83,58 Euro-Cents. Damit befindet sich die Kursentwicklung in unmittelbarer Nähe des Rekordstandes von 24. Juni 2011 bei EUR/CHF 1,1806.

Während die Euro-Finanzminister an einem zweiten Rettungspaket für Griechenland feilen, flammt die Schuldenkrise in Portugal auf. Die Ratingagentur Moody’s Investor Service verringerte die Bonitätsnote um vier Stufen von „Ba2“ auf „Baa1“. Damit befinden sich portugiesischen Staatspapier auf dem Niveau von Ramschanleihen. Der Ausblick für die Kreditwürdigkeit Portugals ist negativ, so dass mit weiteren Abstufungen gerechnet werden muss.

Moody’s sieht eine erhöhte Gefahr, dass ein zweites Hilfspaket für Portugal erforderlich werden könnte. Lissabon bekam im April 2011 Finanzhilfen aus dem Rettungsschirm in Höhe von 80 Milliarden Euro zugesprochen. Die Einbeziehung von privaten Gläubigern bei weiteren Hilfsmaßnahmen für Portugal sei wahrscheinlich, wodurch sich das Risiko für aktuelle- und potentielle Investoren vergrößere, so Moody’s.

Die Kapitalflucht lässt sich an fallenden Kursen bei portugiesischen Staatsanleihen ablesen, was im Gegenzug zu höheren Zinsen führt. Wie sehr das Vertrauen in die krisengeschüttelten Euroländer zerstört ist, zeigen die Zinskupons. Portugal muss für die Platzierung einer dreimonatigen Staatsanleihe Investoren einen Zinssatz von 4,93 Prozent bieten. Für die Bundesrepublik Deutschland als besonders sicher geltenden Referenzschuldner liegt der Zinssatz für eine dreißigjährige Staatsanleihe bei 4,86 Prozent.

Volkswirtschaftler warnen, dass solche enormen Verzerrungen an den Fremdkapitalmärkten bei Ländern des gleichen Währungsraums auf Dauer nicht gut gehen könnten. Die Eurogruppe wisse nicht weiter und halte deswegen am Status Quo fest, sagte der mittlerweile pensionierte Hedge Fonds Manager George Soros. Man müsse einen Mechanismus installieren, welcher es einzelnen Ländern gestatte, aus dem Euro auszutreten.

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