21.9.16

Neues Control-Freak-Umfeld ist eine Katastrophe für den Euro

"Eine höhere globale Zinsstruktur würde dieses Währungspaar (EUR/CHF) stützen", sagt die Credit Suisse. Doch dazu kommt es nicht. Die US-Notenbank (Fed) tastet den Leitzins nicht an, woraufhin der EUR/CHF-Kurs auf 1,0875 sinkt. Das Schlimmste kommt aber noch. Der Euro wird fortan große Probleme bekommen, weil aus Währungshütern Control Freaks werden.

Diesmal war es knapper. Drei US-Währungshüter waren nicht damit einverstanden, den Leitzins bei 0,50% zu belassen. So viele Abweichler gab es zuletzt vor zwei Jahren. Fed-Beobachter sehen darin ein Zeichen, dass die Fed den Leitzins in diesem Jahr vielleicht doch noch erhöht. Die letzte Chance dazu bietet sich im Dezember. Auf der Sitzung im November rechnet niemand mit einer Zinserhöhung, als diese ein Börsenbeben auslösen könnte und damit die Wähler kurz vor der Präsidentschaftswahl stark verunsichern würde.

Auch die Bank von Japan hat sich nicht getraut. Hier hatten Analysten mit einer Senkung des Einlagenzinses auf -0,20% (aktuell: -0,10%) gerechnet. Stattdessen kündigte Notenbankchef Kuroda an, künftig stärker nach Gutdünken Anleihen zu kaufen. Man werde die Wertpapierkäufe je nach Marktlage hoch oder runter fahren und nicht länger darauf erpicht sein, eine monatliche Summe x in die Märkte zu pumpen.

Wenn die Konjunktur schlecht lauft, wird die Bank von Japan künftig mehr Geld in die Märkte pumpen. Läuft die Wirtschaft gut, hält man das Pulver trocken und kauft weniger Anleihen. Die japanischen Währungshüter seien dabei Control Freaks zu werden, zitiert der Finanzsender CNBC Vincent Chaigneau, Chefstratege für Zinsen und Währung bei Société Générale.

EZB-Chef Mario Draghi wird ebenfalls nachgesagt, ein Control Freak der Finanzmärkte zu sein. Entsprechend düster sieht der Ausblick für den Euro aus. Es wird befürchtet, dass Draghi Kurodas neues Modell übernimmt. Der Control-Freak-Ansatz, wonach man jede Konjunkturdelle mit dem Pumpen von mehr Zentralbankgeld einfach ausbeulen kann, führt dazu, dass die Anleihekäufe niemals enden. Die EZB könnte sich damit einer aus ihrer Sicht lästigen Drosselungs-Diskussion (Tapering) über ihre Wertpapierkäufe elegant entledigen.

Die Euroländer würden ermutigt, sich stärker zu verschulden, um der EZB mehr aufkaufbare Staatsanleihen zur Verfügung zu stellen. Es ist schwer vorstellbar, dass der Euro in einem Control-Freak-Umfeld, indem die EZB jedweden Zinsanstieg unterbindet, weil er als konjunkturgefährdend eingestuft wird, gegen den Franken stärker wird.

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