Projekt Euro-Anstieg scheitert: Schweiz muss sich warm anziehen

Der Euro purzelt mit 1,0860 Franken auf den tiefsten Stand seit einem Monat. Die Schweiz ist im Zangengriff: Notenbankchef Thomas Jordan sieht wegen zunehmender Bargeldhortung seiner Landsleute, unverminderter Lockerungen der EZB und aufgeblähten Devisenreserven kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Spekulanten wenden sich ab. Denn die Idee eine Abschwächung des Frankens zu unterstützen, ist ein Abenteuer.


Bis vor kurzem hatte es noch danach ausgesehen, als ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit ihrer Zwei-Säulen-Strategie Spekulanten das Genick brechen könnte. Am Optionsmarkt vergünstigten sich jene Optionen, mit denen sich Marktteilnehmer gegen einen Rückfall des Euro-Franken-Kurses absichern. Das so genannte 25-Delta Risk Reversal für 1 Monat stieg von -1,25% auf -1,05%.

Zwar war ein positiver Wert, der signalisieren würde, dass Spekulanten auf einen Anstieg des Euro-Franken-Kurses wetten, noch ein gutes Stück entfernt. Es ging aber zumindest nach oben. Dieser Anstieg beim 25-Delta Risk Reversal ist inzwischen zum Erliegen gekommen. Schon seit einigen Wochen tut sich nichts mehr.

Ein Wert von +0,20% beim Risk Reversal, wie es ihn im Februar 2016 gab, als der Euro auf 1,12 Franken stieg, ist auch deswegen unwahrscheinlich, weil die Bedingungen inzwischen andere sind. Zu Jahresbeginn lag das Wachstum in der Eurozone noch mit knapp 2% fast doppelt so hoch wie in der Schweiz. Inzwischen liegen die Zuwachsraten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) für beide Währungsräume in etwa gleichauf.

Kaum hat SNB-Chef Thomas Jordan seine Schweiz nach der plötzlichen Mindestkurs-Aufgabe wieder zurück auf den Wachstumskurs gebracht, tut sich an anderer Stelle Ungemach auf. Weil die Schweiz mit -0,75% den mit Abstand tiefsten Negativzins auf der ganzen Welt hat, horten die Schweizerinnen und Schweizer Bargeld. Die jährlichen Wachstumsraten bei der Bargeldhaltung liegen inzwischen bei über 10%.

Der SNB ist damit der Weg verbarrikadiert mit weiteren Einlagenzinssenkungen der Franken-Stärke Einhalt zu gebieten. Auch die zweite Säule ihrer Strategie trägt kaum noch. Hier sitzt sie ebenfalls am kürzeren Hebel. Für jeden Euro, den die Draghi-EZB druckt, muss die SNB einen Franken drucken, um den EUR/CHF-Kurs stabil zu halten. Das geht auf Dauer nicht gut, wie das Mindestkurs-Aus zeigt.

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