3.6.13

Tappt der Schweizer Franken in die Carry-Trade-Falle?

Aktuell notiert der Euro bei 1,24 CHF. Das könnte sich schlagartig ändern. Es muss mit einem Kursprung über 1,30 gerechnet werden. Die Ursache: Der Schweizer Franken könnte von einer Fluchtwährung in eine Kreditwährung umfunktioniert werden. Dadurch würde der Franken massiv abwerten, meint die US-Bank Morgan Stanley.

"Der Gebrauch des Schweizer Frankens als sicherer Hafen, insbesondere wegen den Entwicklungen innerhalb Europas, beginnt nun abzunehmen", zitiert der Finanzdienst Bloomberg Ian Stannard von Morgan Stanley "Als nächstes könnte es zu einer Statusänderung von einer Hafen- in eine Finanzierungswährung kommen, und dann beginnt er (der Franken) wirklich unter Druck zu kommen."

Den beschriebenen Paradigmenwechsel bezeichnen Devisenspezialisten als Carry Trade. Bei einer solchen Investitionsstrategie leihen sich Anleger in einen Niedrigzinsraum (wie der Schweiz) Geld. Die geborgten Schweizer Franken werden in einen höher verzinslichen Währungsraum angelegt (z. B. in brasilianische Real).

Ziel einer solchen Investition ist es neben der Zinsdifferenz auch Wechselkursgewinne einzustreichen. Die Finanzierungswährung wertet in der Regel ab, weil sie unter Kapitalabflüssen leidet. Stannards-Chef bei Morgan Stanley ist der Deutsche Hans Redeker. Er gehört zu den renommiertesten Devisenstrategen der Branche.

Carry Trades funktionieren bei einem Anziehen der Risikobereitschaft besonders gut. Wenn das Investorenvolk auf der Flucht vor einer Finanzkrise ist, geht die Rechnung hingegen nicht auf, wie die drastische Aufwertung des Yens im Laufe der Finanzkrise 2008/09 zeigt. Den japanischen Yen hatte man zuvor fast ein Jahrzehnt als Finanzierungswährung eingesetzt.

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