26.12.12

Mindestkurs Ausstieg in 2-3 Jahren sagt Ex-Seco Chef Brunetti

Ein Ende des Euro-Mindestkurses zum Schweizer Franken steht offenbar nicht zur Disposition. Die Steuerung des Wechselkurses durch die Schweizerischen Nationalbank (SNB) sei erst ein Thema in ein bis zwei Jahren, erklärte der ehemalige Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), Aymo Brunetti, in einem Gespräch mit dem "Tages-Anzeiger" (Samstagsausgabe).

Am Devisenmarkt wird der Eurokurs zwischen den Jahren bei 1,2076 Schweizer Franken gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs an Weihnachten auf 1,2070 fest. Gegenüber dem US-Dollar klettert die Gemeinschaftswährung von 1,3170 auf 1,3210. In den kommenden Tagen könnte es zu einem Angriff auf das Neunmonatshoch vom 19. Dezember bei 1,3307 kommen.

Brunetti wurde im Frühjahr für den vakanten Posten im SNB-Dreierdirektorium gehandelt. Der Job ging jedoch an den international sehr gut vernetzten Fritz Zurbrügg, der Architekt der Schweizer Schuldenbremse ist, die von Deutschland und vielen anderen Euroländern mittlerweile kopiert wurde.

Fairer Wechselkurs

Ohne den Mindestkurs wäre die Schweiz mit großer Wahrscheinlichkeit in eine markante Rezession geschlittert, meint Brunetti. Der Wechselkurs des Euros zum Schweizer Franken sei von Panik dominiert worden. Investoren und Anleger hätten um jeden Preis nach Sicherheit gesucht. Daher sei die Schweizer Exportindustrie zu Unrecht in die Krise hineingezogen worden.

Das Ende des Mindestkurses, der laut SNB-Chef Thomas Jordan nicht für die Ewigkeit ist, erachtet Brunetti wegen der auseinander klaffenden Teuerung in zwei bis drei Jahren für unausweichlich. Die jährliche Inflationsrate der Schweiz lag im November bei -0,4 Prozent. Im Euroraum gab es eine Teuerung von 2,2 Prozent.

Wegen der unterschiedlichen Inflationsentwicklung bewegt sich der auf der Kaufkraftparität beruhende faire Wechselkurs des Euros zum Schweizer Franken seit Jahren nach unten. Die UBS nannte in ihrer Konjunkturanalyse für das vierte Quartal 2012 einen Wechselkurs basierend auf der Kaufkraftparität von EUR/CHF 1,33. In zwei bis drei Jahren könnte dieser ökonomische Devisenkurs bei 1,20 bis 1,25 liegen.

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