4.12.11

Wie die negative Teuerung 2011 den SNB Mindestkurs bedroht

Die Teuerung 2011 in der Schweiz zieht ausländische Investoren an. So steigen in der Eidgenossenschaft die Konsumentenpreise (Inflation) nicht, sondern sind am fallen (Deflation). Aktuell liegt die jährliche Teuerungsrate bei -0,1 Prozent. In den benachbarten Euroländern Deutschland und Österreich herrscht hingegen Angst vor einer übermäßigen Inflationsentwicklung. Die deutsche Inflation beträgt aktuell +2,4 Prozent, österreichische Verbraucherpreise steigen mit einem Tempo von +3,4 Prozent.

Aufgrund der vergleichsweise hohen Inflationsrate hat der deutsche Finanzminister bereits Probleme bekommen bei der Platzierung von zehnjährigen Staatsanleihen. So konnte bei einer Emission Ende November 2011 nicht der ursprünglich geplante Erlös in Höhe sechs Milliarden Euro eingenommen werden, sondern nur 3,5 Milliarden Euro. Die gescheiterte Begebung von deutschen Bundesanleihen signalisiert, dass die Schuldenkrise mittlerweile in Kerneuropa angekommen ist.

In Österreich ist die Lage ebenfalls uninteressant für potentielle Käufer von Staatsanleihen. Die Inflationsrate frisst die Umlaufrenditen von Zehnjährigen komplett auf. So rentieren österreichische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren aktuell bei 3,26 Prozent. Nach Abzug der Inflationsrate bleibt ein Realzins von -0,14 Prozent. Eine vergleichbare Investition in der Schweiz wirft hingegen einen jährlichen Zinskupon von +0,95 Prozent ab.

Die Beliebtheit der Schweiz als sicherer Hafen in Verbindung mit positiven Realzinsen erschwert die Verteidigung des Mindestkurses, welchen die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 6. September 2011 auf EUR/CHF 1,20 festlegte. Erhöhten Kapitalzuflüssen aus dem Euroraum muss die SNB durch umfangreichere Käufe der Gemeinschaftswährung entgegentreten, damit sie die Wechselkursuntergrenze aufrechterhalten kann.

Seit Oktober 2011 liegt die jährliche Teuerung 2011 in der Schweiz im negativen Terrain. Dies dürfte in den kommenden Monaten so bleiben, weil die eidgenössische Wirtschaft in eine milde Rezession abgleiten dürfte. Hinzu kommt, dass der Schweizer Franken auch bei einem Eurokurs von 1,20 CHF überbewertet ist. Die erhöhte Kaufkraft spiegelt sich in sinkenden Preisen für Importgüter wie Personenwagen nieder, wodurch sich das deflationäre Umfeld verschärft.

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