29.8.16

Nibelungen-SNB kämpft gegen 1 Euro = 1 Franken

Der Euro stabilisiert sich bei 1,0940 Franken, nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) dem Ende ihrer Negativzins-Politik eine klare Absage erteilt. Neben dem Negativzins kämpft die SNB mit Interventionen am Devisenmarkt gegen einen zu starken Franken an. Letzteres ist die einzig verwundbare Stelle der wie Sigfried tapfer kämpfenden SNB. Im Gegensatz zur Nibelungensage ist die Schwachstelle aber allen bekannt.

Ohne Negativzinsen wäre der Franken deutlich stärker, erklärt die SNB-Direktorin Andrea Maechler gegenüber der Schweizer Zeitung "SonntagsBlick". Dies hätte negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Weil die Zinsen weltweit auf absehbare Zeit niedrig bleiben dürften, habe "die SNB kaum Spielraum, die Zinsen zu erhöhen."

Was Maechler nicht sagt: Ohne die getätigten Euro-Stützungskäufe wäre der Franken natürlich auch deutlich stärker. Noch kann sich die SNB mit fortwährenden Devisenmarktinterventionen nach Ansicht der Commerzbank "durchwursteln". Die Coba warnt aber: "Irgendwann wird sie auch die jetzige Strategie nicht mehr durchhalten. Und dann droht der nächste dramatische Kursrutsch in EUR-CHF."

In den letzten Wochen und Monaten ist es recht ruhig um die SNB geworden. Im Gegensatz zu den Vertretern der EZB und Fed waren öffentliche Stellungsnahmen der eidgenössischen Währungshüter rar gesät. Das ist ein Indiz dafür, dass man mit der Entwicklung des Euro-Franken-Kurses im Großen und Ganzen zufrieden ist.

Der Eurokurs kletterte seit Mitte August von 1,0814 bis zu 1,0960 Franken (+1,35%). Sollte die EZB bei ihrer nächsten Sitzung am 8. September 2016 auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik verzichten, wäre ein längerer Aufenthalt über 1,10 möglich.

Auch die Commerzbank rechnet in den kommenden Quartalen mit einem stabilen Wechselkurs bei 1,09. Mitte 2017 soll die SNB dann aber an ihrer verwundbaren Stelle auf dem Rücken von einem Pfeil wie einst Siegfried getroffen werden. Der Euro müsste gemäß der zweitgrößten Bank Deutschlands wie ein Kartenhaus auf 1,00 Franken zusammenfallen.

Meistgelesen