27.6.16

Ist der Brexit ein Sargnagel für den EUR/CHF-Kurs?

Der Brexit ist da, für den Euro kommt es weniger schlimm wie befürchtet. Nach einem kurzen Rückfall auf 1,0620 (tiefster Stand seit August 2015) erholt er sich. Der EUR/CHF-Wechselkurs startet in den zweiten Handelstag nach dem Brexit-Votum bei 1,0802. Die Standfestigkeit des Euro geht auf das Konto der Schweizer Notenbank. Die EU rückt nach links.


Bei einem EU-Austritt werde der Eurokurs in sechs Minuten auf 1,02 Franken fallen, hatte der Chef für Devisenstrategie von Europas größter Bank vor dem Referendum prognostiziert. Dazu kam es nicht, auch weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) gleich nach der Stimmauszählung umfangreiche Devisenmarktinterventionen (Euro-Stützungskäufe) ankündigte.

Dieses Versprechen setzte die SNB dann im Verlauf des ersten Brexit-Handelstages in die Tat um. Die in Basel ansässige Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) rechnet derweil mit einer schnellen Eindämmung der Verwerfungen an den Finanzmärkten. Im Fokus stehen die Aktienmärkten. Die größten Verluste gab es in den Euro-Südstaaten.

Anlegern beginnt zu dämmern, was der Abschied Großbritanniens, das mit die höchsten Wachstumsraten und niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU hat, bedeutet. Die EU wird damit noch stärker von jenen Kräften geprägt, die Unmengen an öffentlichen Geldern in Agrarsubventionen stecken wollen (Frankreich) und mit einem deregulierten, schlanken Staat auf Kriegsfuß stehen (Portugal, Italien, Griechenland, Spanien, PIGS).

Großbritannien war in vielen wirtschaftlichen Fragen ein Verbündeter Deutschlands. Mit dem Brexit läuft es nun darauf hinaus, dass jene Kräfte in der EU die Oberhand haben, die sagen: "Wir wollen uns von den Finanzmärkten und der EZB unbegrenzt Geld leihen. Wir sind keinesfalls bereit ein wachstumsfreundliches Umfeld zu schaffen, um die Schulden zurückzahlen."

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