Österreichs Notenbank greift Franken-Schuldner unter die Arme

Es ist eine Binsenweisheit, dass die Geldpolitik von Mario Draghi den Euro gegenüber dem Schweizer Franken in diesem Jahr maßgeblich abgeschwächt hat. Wer Draghi stoppt, stoppt demnach auch die Talfahrt des Euro-Franken-Kurses. Österreichs Notenbankpräsident, EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, legt dem Italiener nun überraschend Steine in den Weg.

Am Devisenmarkt notiert der Eurokurs aktuell etwas fester bei 1,2025 Franken, nachdem er in der Vorwoche die meiste Zeit bei 1,2010 festklebte. "Geldpolitik wirkt immer mit großer Verzögerung, und das bedeutet, dass man sie mit ruhiger Hand betreiben sollte", sagte Nowotny am Rande einer Wirtschaftskonferenz in Wien zu Journalisten.

Damit konterkariert der Chef der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zuvor gemachte Bemerkungen von Mario Draghi, der in Frankfurt gesagt hatte, man werde "ohne unnötige Verzögerung" weiteres Notenbankgeld in die Wirtschaft pumpen. Der OeNB-Chef, eines der dienstältesten EZB-Mitglieder, schlägt sich auf die Seite der Verfechter einer weniger lockeren Geldpolitik um Bundesbankpräsident Jens Weidmann.

Abreifungsspitze

"Meine persönliche Meinung ist, dass wir eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen haben und nun deren Wirkung abwarten sollten", resümierte Nowotny über die EZB-Geldpolitik der letzten sechs Monate. Aus geldpolitischer Sicht hätte der Euro-Franken-Kurs eine schlüssige Anstiegsperspektive, würde Draghi dieses Mal ausgebremst werden. Der Euro könnte sich seinem Hoch vom Januar 2014 bei 1,2395 Franken nähern.

Das aushaftende Volumen an Fremdwährungskrediten privater Haushalte in Österreich lag zuletzt bei 26,3 Milliarden Euro, wie Datenerhebungen der Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien zeigen. Bei 96 Prozent der Fremdwährungskredite handelt es sich um Darlehen in Schweizer Franken. Die meisten dieser endfälligen Kredite müssen 2025 und 2030 zurückgezahlt werden (Abreifungsspitze).

Bis dahin sollte die EZB von der ultralockeren Geldpolitik wieder Abstand genommen haben. Ob der Euro jemals wieder auf Kurse von 1,50 Franken, zu denen zu Beginn der 2000er Jahre viele Fremdwährungskredite aufgenommen wurden, steigen kann, ist unter Devisenexperten hochumstritten. Einige sagen auch, es sei wegen der Schnelllebigkeit an den Finanzmärkten nicht vorhersagbar, wo der EUR/CHF in 5, 10 oder 15 Jahren stehen werde.

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