Dieser Chefökonom will dem Mindestkurs den Gar ausmachen

Ohne die Firepower der SNB wäre 1 Euro = 1 Schweizer Franken. "Es wäre höchste Zeit, dass die SNB die Kursuntergrenze aufgibt und den Franken wieder in den freien Markt entlässt", sagt Steen Jakobsen, Chefökonom der Saxo Bank, im Gespräch mit der Handelszeitung. Mit seiner Forderung dürfte er nicht überall in der Schweiz auf taube Ohren stoßen.

Vor drei Jahren führte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken ein. Seinerzeit war die Kapitalflucht aus dem Euro in den als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Franken derart groß, dass es begann zu knirschen. Die massive Aufwertung des Frankens war kurz davor die eidgenössische Exportindustrie zu ruinieren.

Parität

Im August 2011 wurden für 1 Euro lediglich Kurse von 1,01 Franken bezahlt. Einen Monat später installierte der frühere Chef der Schweizerische Nationalbank, Philipp Hildebrand, den Mindestkurs. Hildebrand sollte im Januar 2012 über eine Devisenspekulation seiner Frau stolpern und musste seinen Hut nehmen. Seitdem bestimmt Thomas Jordan die Mindestkurspolitik.

"Ein Wegfall der Untergrenze ließe den Franken schnell aufwerten", erklärt Jakobsen. Er sagt, dass die Schweizer Unternehmen heute einen Absturz des Euros auf 1,00 Franken, wo der Wechselkurs seiner Meinung nach ohne SNB-Unterstützung stünde, verkraften würden.

Das Mindestkurs-Doping ist auch in der Schweizer Wirtschaft nicht unumstritten. Einige Unternehmer sind der Meinung, dass sich viele in der Branche auf dem Mindestkurs ausruhten und Produktivitätsfortschritte nicht mehr so forcierten, wie es für das Hochlohnland Schweiz eigentlich vonnöten wäre. Je länger der Mindestkurs bleibe, umso größer sei daher die Wahrscheinlichkeit, dass die SNB bei einem Ende der Anbindung wieder da sei, wo sie im August 2011 war.

Die Davonstehlen-Strategie

Jüngste Aussagen aus dem Umfeld der Nationalbank lassen darauf schließen, dass Jordan denkt, er könne sich ganz unauffällig von der Mindestkurspolitik davonschleichen. Dieses Kunststück gelang der SNB vor 30 Jahren. Damals hatten man den harten Franken an die seinerzeit weiche D-Mark angebunden.

Damit die Schablone passt, müsste der Euro auf 1,30 Franken oder darüber steigen. Anschließend würde die SNB die Passagen zum Mindestkurs scheibchenweise aus ihren vierteljährlichen Lagebeurteilungen tilgen. Sodann würde man beginnen die im Zuge der Mindestkurspolitik angehäuften Devisenreserven marktschonend zu veräußern.

Ob der elegante Mindestkurs-Exit noch gelingen kann, steht in den Sternen. Die Inflation in der Schweiz ist nach wie vor niedriger als im Euroraum. Dies führte dazu, dass der faire Wechselkurs, also jener, der realwirtschaftlich gerechtfertigt wäre, in den letzten Jahren von EUR/CHF 1,50 auf aktuell 1,20-1,25 Franken gesunken ist. Und er sinkt derzeit weiter.

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