30.12.13

"Um Gottes willen, dieser Italiener zerstört Deutschland"

Mario Draghi ist Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Weil er in Deutschland aufgrund seiner Niedrigzinspolitik der Dauerkritik ausgesetzt ist, geht der Italiener nun in die Offensive. Es gebe eine "perverse Angst" in der deutschen Öffentlichkeit.

Für die einen ist es ein Pyrrhussieg, für die anderen der Beginn des Untergangs des Euroraums. Es geht um die Geldpolitik unter der Leitung von Mario Draghi, der vor zwei Jahren den in Deutschland insgesamt hoch geschätzten Franzosen Jean-Claude Trichet ablöste.

"Jedes Mal hieß es, um Gottes willen, dieser Italiener zerstört Deutschland. Es gab diese perverse Angst, dass sich die Dinge zum Schlechten entwickeln", sagte Draghi dem Nachrichtenmagazin "Spiegel".

Er klopft sich dann auch ein wenig selbst auf die Schulter, indem er feststellt, dass sich der Euroraum wirtschaftlich erhole, Ungleichgewichte abgebaut würden und die Inflation niedrig sei. "Das ist mehr, als vor einem Jahr zu erwarten war", fügte Draghi an.

Draghi, dessen Familie wegen einer hohen Inflation in Italien viel Geld verloren hatte, trafen die Angriffe offenbar stärker, als er sich anmerken ließ. Seine größten Kritiker werfen ihm nicht nur die expansive Geldpolitik vor. Draghi soll dabei geholfen haben, Italien in den Euro zu mogeln.

"Sein Selbstmitleid und Eigenlob lassen ein tief verunsichertes Ego erkennen", sagte der Bonner Wirtschaftswissenschaftler Manfred Neumann der Zeitung "Die Welt".

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