4.1.17

2017 oder 2018? Nächste Euro-Krise taucht auf Radarschirm auf

Der Euro sinkt gegen den US-Dollar mit 1,0340 auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren. Das geht am Euro-Franken-Kurs nicht spurlos vorüber. 1 Euro ist zeitweise mit 1,0673 Franken so wenig wert wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Bei der Rückkehr der Euro-Krise, die sich wegen der steigenden Inflation abzeichnet, könnte es bald heißen: 1 Euro = 1 Franken.

Denkt man zu Ende denkt, was Peter Chatwell, Chef für Zinsstrategie bei Mizuho, einem der größten Finanzdienstleistungsunternehmen der Welt sagt, wird schnell klar, warum der Euro keine rosige Zukunft hat. Die Euro-Südländer hätten sich auf die Hilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) verlassen und infolge die "strukturelle Seite" vernachlässigt, so Chatwell auf dem Finanzsender CNBC.

Solide dastehende Euro-Kernländer (Deutschland, Niederlande und Österreich) dürften die EZB nun mit ihren steigenden Inflationsraten dazu zwingen, die ultralockere Geldpolitik herunterzufahren, was die Peripherieländer ins Schlingern bringen werde. Die Peripherieländer (Italien, Portugal, Spanien) stünden plötzlich ohne EZB-Hilfen da, skizziert Chatwell. Es käme zu einem Aufflammen der Euro-Krise.

Status-Quo-Politik

Das Kernproblem der Eurozone besteht somit in der Arbeitsverweigerung des südlichen Teils der Eurozone. Die EZB-Hilfen haben nämlich nicht dazu geführt, wie von Mario Draghi versprochen, dass strukturelle Reformen leichter durchgeführt worden wären. Vielmehr nahm man in Rom, Madrid und Lissabon die gesparten Zinsen, um am Status Quo festzuhalten.

Das führt dazu, dass Deutschland, das unter Kanzlerin Merkel eine nie dagewesene Reformverweigerung in Wirtschaftssachen macht, um dem Süden nicht noch weiter zu enteilen, immer noch so gut dasteht. Hier wird das Festhalten am Status Quo, anders als in Südeuropa, wegen der sehr viel besseren Wettbewerbsposition mit Jobwachstum und den damit einhergehenden steigenden Konsumausgaben belohnt.

Fazit:
Die Kluft zwischen dem Norden und dem Süden der Eurozone wird immer größer. Die steigende Inflation in Nordeuropa zwingt die EZB dazu, die Hilfen für den Süden früher oder später einzustellen. Dann kommt es zum Moment der Wahrheit. Jeder erkennt, dass Italien, Spanien und Portugal in den letzten Jahren keine Fortschritte gemacht haben.

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