12.4.16

Das Tauziehen der SNB mit den Märkten geht von vorne los

Der Elefant ist wieder im Porzellanladen: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Experten ihre Euro-Stützungskäufe verstärkt. Der Euro-Franken-Kurs kann sich demnach nicht aus freien Stücken auf seinem aktuellen Niveau von 1,09 halten. Er wird vielmehr dazu gezwungen. Kommt die SNB mit der Taktik Schweigekartell plus Devisenmarktinterventionen durch?

Im Fokus stehen die sogenannten Sichtguthaben, die Schweizer Geschäftsbanken bei ihrer Notenbank halten. Sie lagen in der ersten Märzwoche bei 415,27 Milliarden Franken. In der ersten Aprilwoche lagen sie bei 423,58 Milliarden Franken, wie die SNB auf ihrer Webseite mitteilt. Der Anstieg um acht Milliarden Franken ist ein klares Indiz dafür, dass die SNB am Devisenmarkt am intervenieren ist.

"Es riecht nach Intervention. Die SNB ist ständig am Markt. Aber der Anstieg der Sichtguthaben zeigt, dass es diesmal etwas mehr gewesen sein könnte", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Händler. "Sobald Unsicherheiten in der Eurozone, wie etwa dem Brexit, aufkommen, wertet die helvetische Währung auf", erläutert die Valiant-Bank aus der Schweiz.

SNB-Präsident Thomas Jordan und seine beiden Direktoriumskollegen äußern sich seit einiger Zeit gar nicht mehr zur Geldpolitik. Ab und zu kommt noch ein angestaubtes "Der-Franken-ist-immer-noch-überbewertet-Statement" raus. Doch diese Einschätzung stammt aus der Zeit des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken. Mit ihr lässt sich keine Bewegung beim EUR/CHF-Kurs hervorrufen.

Zurückpraller des Euros bei 1,0810 und 1,0840 Franken legen nahe, dass die SNB versucht Wechselkurse unter 1,08 zu verhindern. Ob ihr das gelingen wird, hängt davon ab, wie viel Geld sie bereit ist auf den Tisch zu legen. Dies hängt wiederum davon ab, ob die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer Lockerungspolitik unbeirrt festhält und vielleicht schon im Sommer versucht, mit einer weiteren Geldschwemme die Inflation anzuheizen.

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