27.4.13

SNB-Legende vom überbewerteten Schweizer Franken ein Märchen?

Am Devisenmarkt muss der Eurokurs die Schwelle von 1,23 CHF preisgeben. Vielleicht hätte der Präsident der Nationalbank seine Rede noch einmal nachfeilen sollen. Gerade hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro sukzessive abgewertet, da redet Notenbankchef Thomas Jordan den Franken stark.

"Insbesondere ist die Gefahr nicht gebannt, dass der Franken plötzlich wieder unter Aufwertungsdruck geraten könnte", sagte Jordan am Freitag vor der Generalversammlung der Aktionäre der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Bern.

Wenn sich die SNB ihrer Sache zu 100 Prozent sicher wäre, müsste sie wohl kaum vor einem Einbrechen des Euros auf 1,20 CHF warnen. Ein solcher Absturz würde die Nationalbank zu Deviseninterventionen zwingen. Um den Mindestkurs zu verteidigen, wäre das Anschmeißen der Notenpresse erforderlich. Die frisch gedruckten Franken würden sodann für Euro-Stützungskäufe verwendet.

Eine zunehmende Anzahl von Ökonomen folgt der SNB-Legende vom überbewerteten Franken ohnehin nicht. Der Euro sei nach Einschätzung dieser Experten zwischen 1,20 und 1,25 CHF fair bewertet.

Marco Curti, Vorstand der Zürcher Kantonalbank, sah den fairen Wert des Euros bereits im Februar bei 1,25 Franken. Dieser faire Wechselkurs schmilzt tagtäglich dahin, weil es im Euroraum mit einer Inflationsrate von +1,7 Prozent Geldentwertung gibt, während in der Schweiz der Franken mit einer Teuerung von -0,6 Prozent seine Kaufkraft steigert.

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