2.12.16

EUR/CHF-Ausblick: Halb bedrohliche Wahlentscheide

Verkaufen Sie alles, nichts sieht gut aus! So lautet das Motto an den Finanzmärkten. Aktien, Anleihen und vor allem Gold werden aus den Portfolios geschmissen. Aus den Schwellenländern sind in den letzten Wochen große Summen abgeflossen. Der Euro notiert vor Italiens Verfassungsreferendum und Österreichs Bundespräsidentenwahl bei 1,0750 Franken.

Am Aktienmarkt ist von einer konjunkturellen Erholung der Eurozone nichts zu sehen. Der Euro Stoxx 50, der die 50 größten Unternehmen aus der Eurozone umfasst, notiert aktuell bei 2.997 Punkten. Anfang 2016 waren es noch 3.165 Zähler. Die Kurse von Staatsanleihen sinken seit Jahresmitte. Das führt im Gegenzug zu Zinsanstiegen, die bei Schuldscheinen aus Italien, Spanien und Portugal am stärksten ausfallen.

Gold ist aktuell mit 1.170 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) so günstig wie seit neuen Monaten nicht mehr. Das trübe Gesamtbild wird von schwachen Aktienmärkten und Währungen in wichtigen Schwellenländern wie Mexiko, Türkei und Brasilien abgerundet. Das einzige was noch einigermaßen gut läuft sind US-Aktien.

Ein Blick auf den handelsgewichteten Frankenkurs, der die kostenmäßige Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft angibt, zeigt: Der Franken ist aktuell mit 1,0750 Franken per Euro genauso schwach wie im Februar 2016, als 1 Euro bei 1,12 Franken stand. Dies erklärt, warum die Schweizer Exporteure trotz des gesunkenen EUR/CHF-Kurses weiterhin sehr gute Geschäfte in der Eurozone machen.

Bei den Wahlentscheiden in Österreich und Italien hat der Euro nichts zu gewinnen. Selbst wenn die Italiener der Verfassungsänderung zustimmen und Österreich einen gemäßigten Bundespräsidenten wählen sollte, wäre das Aufwärtspotenzial für den EUR/CHF-Kurs wegen der drögen Eurozone begrenzt. Bei einem Nein der Italiener dürfte hingegen die Schweizer Notenbank intervenieren müssen, um den Euro über 1,07 Franken zu halten.

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