3.12.15

EZB provoziert unverantwortliche Wechselkurs-Schwankungen

Die Europäische Zentralbank (EZB) verabschiedet sich mit einer unproduktiven Schaumschlägerei in die Winterpause. Mario Draghi steht wie ein Kaiser ohne Kleider da. Ein mickriges Lockerungspaket, das nicht annähernd an die von dem Italiener selbst geschürten Erwartungen herankommt. Durch die drastische Aufwertung des Euros werden die Lockerungen sofort wieder aufgehoben. Die EZB liefert ein klägliches Nullsummenspiel ab.

Am Devisenmarkt gehen die Euros weg wie warme Semmel, nachdem die EZB ihren Einlagenzins lediglich auf -0,30% senkt und die Käufe von Staatsanleihen bis ins Frühjahr 2017 verlängert. Der Euro-Dollar-Kurs schießt um knapp 5 Cents auf 1,0980 hoch. Gegenüber dem Schweizer Franken steigt der Euro zunächst auf ein 2-Monatshoch bei 1,0940, fällt danach jedoch auf 1,0850 Franken.

Das sei vollkommen unverantwortlich, was die EZB da gemacht habe, sagen Kritiker. Mario Draghi untergrabe mit seinen Lockerungsspielchen die Planungssicherheit der Unternehmen. Erst spricht er wochenlang davon, die Geldschleusen weit zu öffnen, wodurch der Eurokurs um 10 Cents auf 1,05 Dollar in den Keller rauscht. Dann macht er einen Rückzieher, so dass der Wechselkurs in wenigen Stunden um mehr als 4% nach oben katapultiert wird.

Schaut man genauer hin, handelt es sich um ein Nullsummenspiel. Denn Draghi will über eine Abschwächung des Euros die Inflation anheizen. Der drastische Anstieg des Euros von 1,05 auf 1,10 Dollar macht dieses Vorhaben zunichte. Die mickrigen Lockerungen (Einlagenzinssenkung, Verlängerung der Anleihekäufe) werden von der Euro-Aufwertung, die eine Straffung der Geldpolitik darstellt, aufgehoben.

Einzelne EZB-Mitglieder hatten den Agenturen vor der Notenbanksitzung Informationen durchgesteckt, wonach der Einlagenzins auf -0,50% gesenkt werden würde. Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Was vor einigen Monaten noch undenkbar schien, ist nun Realität: Mario Draghi unterbietet noch einmal die bereits schwache Kommunikation der Chefin der US-Notenbank (Fed), Janet Yellen.

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