14.12.15

Euro sinkt auf 1,0765 Franken: Draghi springt Italien bei

Der Eurokurs sinkt auf 1,0765 Franken. Damit ist der Euro so wenig wert wie auf dem Höhepunkt der Spekulationen über neue Lockerungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) vor einem Monat. Das Devisenpaar ignoriert einen starken Anstieg der Industrieproduktion im Euroraum. Stattdessen konzentriert sich die Gemeinschaftswährung erneut auf die Geldpolitik. EZB-Chef Mario Draghi stimmt in Italien ein neues Lockerungs-Lied an.

Langsam wird es eng für den Euro, der vor anderthalb Wochen noch bis zu 1,0940 Franken wert war. Sollte sich der Sinklfug auf 1,07 Franken fortsetzen, dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) sich gezwungen sehen einzugreifen. Die Notenbank unterstrich nach ihrer Sitzung am letzten Donnerstag ihre Bereitschaft, am Devisenmarkt zu intervenieren.

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Die Industrieproduktion im Euroraum stieg im Oktober 2015 überraschend deutlich um 0,6% gegenüber dem Vormonat, wie das Statistikamt Eurostat am Montag mitteilte. Volkswirte hatten lediglich mit einer Zunahme von 0,3% gerechnet. Dass die Industrie allmählich auf die Produktions-Niveaus von vor der Finanz- und Schuldenkrise zurückfindet, zeigt auch der kräftige Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,9%.

Äpfel-Birnen-Vergleich

Sollten die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Inflation anzuheizen, werde man noch mehr tun. "Innerhalb unseres Mandats haben wir keine Limits bei der Wahl und beim Einsatz der geldpolitischen Instrumente", sagt EZB-Chef Mario Draghi bei einer Rede in Bologna.

Italien schiebt den drittgrößten Schuldenberg der Welt vor sich her. Es ist wie kein anderes Euroland auf eine hohe Inflation angewiesen, damit die Schuldentragfähigkeit nicht aus dem Ruder läuft. Bei einem vorangegangen Auftritt des EZB-Chefs in Italien, hatte er italienische Parlamentarier in der Anwendung eines Aufrechnungsmodells bestärkt.

Draghi erklärte seinerzeit, dass Deutschland mit seinen hohen Exportüberschüssen die EU-Verträge breche. Teile der italienischen Politik sind der Meinung, dass man die hohen Schulden Italiens gegen die hohen Exportüberschüsse Deutschlands aufrechnen müsse. Italien halte sich somit genauso gut oder oder schlecht an die Regeln im Euroraum wie Deutschland.

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