31.8.15

Sucht sich der Euro den triftigen Anstiegsgrund anderswo?

Der Euro-Franken-Kurs wartet auf Neuigkeiten aus Frankfurt. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) in dieser Woche ihre Inflationsprognose eindampfen, kann es eng werden. Allerdings blickt das Devisenpaar über den Tellerrand hinaus. Auf der anderen Seite des Atlantiks zeichnet sich eine Leitzinserhöhung ab. Trägt sie dafür sorge, dass Mario Draghis ultralockere EZB den Euro nicht allzu sehr in die Knie zwingt?

Aktuell notiert der Eurokurs mit einer Seitwärtstendenz bei 1,08 Franken. Die Gemeinschaftswährung hat Probleme Tuchfühlung mit dem Hoch vom 12. August 2015 bei 1,0960 aufzunehmen. Hintergrund sind gute Wirtschaftsdaten aus der Schweiz. Das KOF-Konjunkturbarometer klettert im August auf 100,7 Zähler, teilt die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich mit. Analysten haben mit einem Rückgang auf 99,9 Punkte gerechnet.

Die günstige Entwicklung des wichtigen Frühindikators für die Schweizer Wirtschaft signalisiert, dass sich die Unternehmen mit dem starken Franken allmählich abfinden. Der aus der massiven Aufwertung des Frankens herrührende Schock scheint überwunden. Im August 2014, als die Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken noch galt, hatte das Konjunkturbarometer mit 101,1 Punkten tiefer gelegen.

Notenbanken

"Es sollten keine Missverständnisse darüber aufkommen, dass der EZB-Rat willens und auch fähig ist, falls nötig zu handeln", sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet zuletzt am Rande einer Veranstaltung in Mannheim. "Die jüngsten Entwicklungen der Weltwirtschaft und an den Rohstoffmärkten haben das Abwärtsrisiko erhöht, einen nachhaltigen Inflationspfad in Richtung zwei Prozent zu erreichen", so Praet.

Das massive Anleihe-Kaufprogramm der EZB sei hinsichtlich Dauer, Zusammensetzung und Umfang flexibel, erläuterte der Belgier, der den Posten des Chefvolkswirten bekleidet. Er ist nach Mario Draghi der wichtigste Notenbanker des Euroraums.

Der EUR/CHF-Kurs fürchtet sich dieser Tage nicht so sehr vor der EZB-Notenpresse wie noch zu Jahresbeginn. Das liegt daran, dass sich die Märkte inzwischen an die Käufe von Staatsanleihen gewöhnt haben und an der konjunkturellen Erholung des Euroraums. Darüber hinaus liebäugelt das Devisenpaar mit einer Leitzinserhöhung in den Vereinigten Staaten.

Sollte die US-Notenbank Fed im September die Zinsen anheben, könnte das den aktuell bei 0,9650 liegenden USD/CHF-Kurs jenseits 1,00 heben. Von einem Anstieg des USD/CHF-Kurses über die Parität (einer deutlichen Abschwächung des Frankens zum Dollar) erhofft man sich im Lager der Euro-Optimisten Abfärbungseffekte auf den EUR/CHF-Kurs. Dem Euro würde der Sprung über die Marke von 1,10 Franken gelingen.

Insofern ist nicht nur die EZB-Sitzung am Donnerstag für den EUR/CHF-Kurs ein Schlüsselereignis. Auch der Veröffentlichung des für die Fed zentralen US-Arbeitsmarktberichtes am Freitag kommt eine außergewöhnlich hohe Bedeutung zu.

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