19.9.14

Draghis Bazooka und Jordans Wasserpistole mit Ladehemmungen

Der Euro wertet gegenüber dem Schweizer Franken wieder ab. Aktuell notiert der Wechselkurs bei 1,2070, nachdem er zur Wochenmitte für seine Verhältnisse recht kräftig auf 1,2117 zulegte. Hintergrund ist die ruhige Hand von SNB-Chef Jordan, der ein Fehlgriff von Mario Draghi nicht ausnutzt.

Man werde den Mindestkurs um jeden Preis verteidigen, stellte die Schweizerische Nationalbank (SNB) gestern wieder einmal klar. Die Lippenbekenntisse reichen nicht aus, um den Euro über 1,21 Franken zu halten.

An den Märkten hat man über die Einführung eines Negativzinses spekuliert. Weil Notenbankchef Thomas Jordan derzeit jedoch keinen Anlass sieht etwas zu ändern, lösen sich die Spekulationen über eine geldpolitische Lockerung in der Schweiz in Luft auf.

Die Voraussetzungen für ein kleines Kursfeuerwerk beim Euro-Franken-Kurs waren gestern so gut wie lange nicht mehr, auch weil die Nachfrage nach dem ersten, gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäft (TLTRO) der EZB enttäuschend ausfiel.


Nur 82,6 Milliarden Euro haben sich die Banken geliehen, wie die Europäische Zentralbank gestern kurz nach der vierteljährlichen SNB-Sitzung mitteilte. Analysten hatten mit einem doppelt so hohen Wert gerechnet, der den Außenwert des Euros sehr viel stärker verwässert hätte.

EZB-Chef Mario Draghi kündigte über den Sommer großspurig an, dass er mit einer hohen Nachfrage für das TLTRO rechne. Die geringe Nachfrage ist eine Niederlage für den erfolgsverwöhnten Draghi. Weitere könnten folgen.

Der Italiener muss nun mehr ABS-Papiere und Pfandbriefe kaufen, damit die von ihm in Aussicht gestellte Erhöhung der EZB-Bilanzsumme auf das Niveau von 2012 noch klappt. Kauft die EZB zu viele dieser Papiere, dürften die Banken beim nächsten TLTRO noch weniger Zentralbankgeld nachfragen.

Es ist gut möglich, dass sich der Italiener diesmal selbst ausgetrickst hat. Er hat bereits an Glaubwürdigkeit verloren. So kündigte Draghi im Juni bei einer Leitzinssenkung auf 0,15 Prozent an, dass damit das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Im September senkte er den Schlüsselzins auf 0,05 Prozent.

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