Gibt die Schweiz den Mindestkurs bei 1,20 zum Abschuss frei?

Der oberste Währungshüter der Schweiz heizt die Spekulationen über eine Anhebungen des Mindestkurses auf 1,25 an. An den Finanzmärkten zeichnet sich seit Wochen ab, dass die Eidgenossen nicht so weiter machen können, wie bisher. Der lockeren Geldpolitik der EZB gilt es etwas entgegenzusetzen, und wenn es nur Worte sind.


Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat mehrere Möglichkeiten auf die Lockerungen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu reagieren. In der Öffentlichkeit wird am meisten über die Einführung negativer Zinsen auf Bankeinlagen sowie eine Anhebung des Euro-Mindestkurses auf 1,25 Franken spekuliert.

"Selbstverständlich beobachten wir die Aufwertung des Frankens ganz genau. Der Franken ist immer noch hoch bewertet", sagte SNB-Präsident Thomas Jordan im Gespräch mit der Zeitung "NZZ am Sonntag".

"Könnte das eine Anhebung auf Fr. 1.25 sein?", fragte die Zeitung Jordan, nachdem dieser darauf hinwies, dass sich die gegenwärtige Geldpolitik als zu restriktiv erweisen könnte. Jordans Antwort: "...wir schliessen keine Massnahme aus, die hilfreich sein könnte."

Die meisten Analysten gehen nicht davon aus, dass die SNB den Mindestkurs bei 1,20 zum Abschuss frei gibt, um ihn gegen eine neue Untergrenze bei 1,25 umzumodellieren. Vielmehr könnte die Antwortreaktion der SNB auf die neuen Draghi Doktrin wie folgt aussehen:

Der Euro sinkt von derzeit 1,2048 auf 1,2000 Franken, was die Verteidigung des Mindestkurses notwendig macht. Die Nationalbank pumpt sodann, wie im Frühjahr und Sommer 2012, hunderte von Milliarden Franken in die Devisenmärkte.

Diese Geldschöpfung in Form von Euro-Stützungskäufen ist zugleich eine Lockerung der Geldpolitik, weil sie die Bilanz der Nationalbank aufbläht. Sollte kein Ende der Stützungskäufe absehbar werden, würde man negative Zinsen auf Bankeinlagen einführen, damit sich der Schweizer Franken aus eigener Kraft ein wenig abschwächt.

In allen denkbaren Szenarien macht eine Anhebung des Mindestkurses auf 1,25 wenig Sinn, weil
  • die Bilanzrisiken der SNB erheblich stiegen,
  • ein Eurokurs von 1,25 Franken sehr viel schwierigen durchzusetzen wäre und
  • internationale Kritik, die das Vorgehen der Schweiz als Manipulation von Wechselkursen beschreibt, neu aufkommen würde.
Kalkül von Notenbankchef Thomas Jordan könnte sein, eine Anhebung der Untergrenze auf 1,25 als verbale Deviseninterventionen einzusetzen. Die Schablone dafür bastelte EZB-Chef Mario Draghi, der die Entwicklung der Zinsen und nun auch des EUR/USD-Kurses mit Worten steuert, ohne wirklich etwas nachlegen zu müssen.

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