20.11.13

Ist die Schweizer Wirtschaft zu stark oder der Euro zu schwach?

Am Devisenmarkt wertet der Franken auf, nachdem sich die Schweizer Konjunkturerwartungen zum fünften Mal in Folge verbessert haben. Weil der Euroraum mit der Bewältigung seiner Bankenprobleme nur im Schneckentempo voran kommt und die EZB noch über Jahre hinweg Anschubfinanzierung für Südeuropa leisten muss, bleibt der Euro schwach.

Die Gemeinschaftswährung kostet zur Wochenmitte 1,2315 Franken nach 1,2350 fünf Handelstage zuvor. Damit ist der Elan des Euros erst einmal verflogen. Die Agenda für die kommenden Tage könnte einen Taucher unter 1,23 vorsehen. Entscheidend ist eine Unterstützung bei 1,2285. Sollte dieses Niveau reißen, käme aus charttechnischer Sicht ein Rückgang auf 1,2220 in Betracht.

Gute Aussichten: Der ZEW-Index für die Schweizer Konjunkturerwartungen ist auf ein Dreieinhalbjahreshoch geklettert. Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Credit Suisse ermittelte Stimmung verbesserte sich unter den befragten Fachleuten von 24,9 Punkten im Oktober auf 31,6 Zähler im November, wie das ZEW-Institut heute mitteilte.

"Im November erwarten 41,4 Prozent der befragten Experten eine Verbesserung der Konjunktur in der Schweiz auf Sicht von sechs Monaten", schreiben die Herausgeber. "Die positiven Konjunkturerwartungen für die Schweiz scheinen vom Optimismus bezüglich der weiteren konjunkturellen Entwicklung in der Eurozone getragen zu sein", heißt es.

Bankenunion

Zweifel an der wirtschaftlichen Erholung des Euroraums halten sich jedoch hartnäckig. Solange die Bankenunion nicht funktioniere, sei mit tragfähigem Wirtschaftswachstum nicht zu rechnen, sagen Experten. Im Euroraum gibt es im internationalen Vergleich zu viele Banken, darunter eine große Zahl, die zu wenig Eigenkapital vorhalten und kein tragfähiges Geschäftsmodell haben.

Geldhäuser, bei denen oftmals Lokalpolitiker und Stiftungen das Sagen haben, sind wie ein Bremsklotz. Wie man mit maroden Banken umgehen muss, kann man von den USA lernen. Die Vermögenswerte (Spareinlagen) der kranken Banken werden von einer gesunde Bank übernommen. Der Rest, wie faule Immobilienkredite, muss auf Kosten der Anteilseigner abgeschrieben werden. Anschließend wird das Kreditinstitut geschlossen.

Brüssel hat wegen der Eigentumsverflechtung zwischen den Banken und der Politik bereits vorgesorgt. Wenn eine Bank frisches Eigenkapital braucht, um in die Bankenunion eintreten zu können, wird das Geld dafür vom Steuerzahler kommen müssen und am Ende der Kette zu einer höheren Neuverschuldung führen. Über die Rettungsmilliarden für die Banken will Währungskommissar Olli Rehn jedoch bei dem Erreichen der Defizitziele großzügig hinwegsehen.

Es besteht somit die Gefahr, dass sich heruntergewirtschaftete Banken in die Bankenunion mogeln und den Aufbau eines leistungsfähigen europäischen Bankensektors verhindern.

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Oleh